Medienbrief 3/17

Schwierige Vermittlung von Wirtschaft

In einer Umfrage des Ernst-Schnei­der-Preis, an der 230  Journalistinnen und Journalisten teilgenommen haben, sag­ten 76 Prozent der Befragten, dass Journalisten zu wenig tun, um die oft schwierigen wirtschaftliche Themen zu vermitteln. Zum Teil fehle dafür Zeit, zum Teil Fachwissen; im Radio und besonders im Fernsehen mangele es an Sendeplätzen. Das normale Wirtschaftsleben käme in der Berichterstattung oft zu kurz; auch wichtige Fragen der Geldpolitik und Wirtschaftspolitik würden zu wenig vermittelt. Insgesamt gewinnen Wirtschaftsthemen an Bedeutung. Das Interesse steigt an Digitalisierung (215 Nennungen), E-Mobilität (194), Altersvorsorge (194), Soziale Gerechtigkeit (164), Europa (162) und Zuwanderung (143). Alle Ergebnisse finden Sie unter: http://ernst-schneider-preis.de/umfrage2017/



Bald mehr digitale Radiosender

Mit der Radiogruppe Antenne Deutschland und der Media Broadcast treten in Deutschland zwei neue private Radioanbieter auf den Markt. Am 7. Juni 2017 haben die Gruppen den Zuschlag für das sogenannte zweite DAB+ Multiplex erhalten. Das Unternehmerkonsortium hat die Möglichkeit, bis zu 18 Hörfunkkanäle zu nutzen. Willi Steul, Vorsitzender des Vereins Digitalradio Deutschland und Intendant des Deutschlandradios, begrüßte die Entscheidung. Durch die neue Senderkette erhöht sich die Zahl der bundesweit per DAB plus ausgestrahlten Hörfunkkanäle auf 31. Die Verbreitung von Digitalradios nimmt besonders in Autos zu.



Wirtschaftsskepsis in Schulbüchern



Wirtschaftsthemen werden in deutschen Schulbüchern oft nicht lebensnah vermittelt. Bei der Darstellung dominiert eine kritische Sichtweise auf Themen wie Industrialisierung und Globalisierung. Unternehmerische Dynamik und Unternehmensgründung werden zudem selten thematisiert. So die Ergebnisse der von zwei Professoren der Universität Siegen durchgeführten Studie „Marktwirtschaft und Unternehmertum in deutschen Schulen“, die im April vorgestellt wurde. Im Auftrag des Verbandes „Die Familienunternehmer“ untersuchten sie Rolle und Rezeption von Wirtschaftsthemen in 40 Schulbüchern. Schulbücher für die Fächer Erdkunde, Geschichte und Sozialkunde vertreten im Trend marktskeptische Haltungen. Beispielsweise wird Globalisierung „als ein Prozess interpretiert, bei dem es nur Verlierer gibt: Die Industrieländer verlieren Arbeitsplätze an die ‚Niedriglohnländer‘ und diese werden […] ausgebeutet“. Das Vertrauen auf den Staat als Problemlöser sei hoch, der Markt wird skeptisch betrachtet. Hingegen sind Schulbücher für das Fach Wirtschaft größtenteils ausgewogen. Insgesamt verzeichnet die  Studie eine tendenziell objektivere Darstellung von Wirtschaft im Vergleich zu einer älteren Erhebung aus dem Jahr 2010.



BR will Fake News enttarnen

Mitte Mai startete eine zwei Köpfe starke BR-Einheit zur Enttarnung von Falschnachrichten. Ihre Aufgabe: Gerüchte, „Fake News“ und Propaganda im Internet und den Sozialen Medien aufzudecken und richtig zu stellen. Der BR kooperiert auch mit dem „Verifikation“-Team der Tagesschau. Je nach Anlass sollen die Recherchen und Ergebnisse auf den verschiedenen Plattformen des Bayerischen Rundfunks ausgespielt werden. Das Team soll auch erklären, wie sich Gerüchte viral verbreiten.

Personalisierte Radio-App im Sommer

ARD und Deutschlandfunk entwickeln eine Audiothek-App. Jeder Nutzer kann ab Sommer mobil ein Wortprogramm aus 60 Wellen zusammenstellen. Die App ist personalisiert und bietet die Möglichkeit, sich vergleichbare Inhalte anzeigen zu lassen. Das Programm wird von Südwestrundfunk, Bayerischem Rundfunk und Radio Bremen entwickelt. Die privaten Sender kritisieren die Pläne als wettbewerbsverzerrende Expansion.

Nachrichten in Europa meist kostenlos

Zwei Drittel von 171 untersuchten europäischen Medienhäusern testen Modelle, um ihre Inhalte im Internet verkaufen zu können. Meist werden bestimmte Artikel nur gegen Bezahlung zugänglich gemacht (Freemium Model), manchmal ist nur eine bestimmte Anzahl an Inhalten frei zugänglich (Metered Model). Sender in den untersuchten Ländern bieten ihre Nachrichten in der Regel gratis an, sowohl öffentlich-rechtliche Sender als auch private. Auch bei den nur online verbreiteten Medien regiert weitgehend noch die Gratis-Kultur. In Deutschland offerieren auch Ableger von US-Marken wie Buzzfeed oder Huffington Post ihre Angebote kostenfrei. Die Untersuchung hat das Reuters Institute for the Study of Journalism herausgegeben.

Mehr Werbung im Fernsehen



Eine Abschwächung des Werbemarktes bei audiovisuellen Medien ist nicht in Sicht. Die Netto-Werbeumsätze des Fernsehens in Deutschland werden laut VPRT-Prognose 2017 um 2 bis 2,5 Prozent auf rund 4,7 Milliarden Euro steigen. Der Marktanteil von TV-Werbung könnte erstmals auf über 30 Prozent wachsen. Auch im Radio wird mehr geworben (plus 1,5 bis 2,0 Prozent); ein Anstieg auf rund 780 Millionen Euro. Während für die linearen Angebote mit einer stabilen Entwicklung und moderatem Wachstum gerechnet wird, prognostiziert der Verband für interaktiv verbreitete Angebote ein zweistelliges prozentuales Wachstum der Werbeumsätze.

ZDFneo bietet viel

Um den Spaß am Präsentieren, Kaufen und Wiederverkaufen geht es ab Montag, 26. Juni 2017, 19.30 Uhr, in der werktäglichen Händlershow „Viel zu bieten“ in ZDFneo. Vier Händler sind auf der Suche nach außergewöhnlichen, Dingen und Dienstleistungen. Geplant sind zunächst 20 Folgen der 45-minütigen Sendung.

Upday wächst

Die auf Samsung Handys vorinstallierte Nachrichten App Upday findet mehr Nutzer. Nach aktuellen IVW Zahlen kletterte das zum Medienkonzern Axel Springer gehörende Angebot bei der Mobilnutzung hinter Bild.de, Spiegel Online, Focus Online und n-tv.de auf Platz fünf. Upday erhöhte die Reichweite im Mai um zwanzig Prozent und erzielte in Deutschland 77 Millionen Visits.

24 Nominierungen für besten Wirtschaftsjournalismus

Im Wettbewerb des von den Industrie- und Han­delskammern gestifteten Ernst-Schneider-Preises stehen die Nomi­nierun­gen fest. Prominent besetzte Jurys wählten aus Fernsehen, Hör­funk, Online und Print insgesamt 24 Beiträge aus. Die nominierten Beiträge greifen gesellschaftlich relevante Themen auf. Sie ragen heraus, weil sie wirtschaftliche Zusammenhänge ebenso spannend wie unterhaltsam und allgemein verständlich vermitteln. Am 20. Oktober geben die Juroren die Gewinner des Ernst-Schneider-Preis 2015 bekannt. Die Verleihung findet aus Anlass des 350. Geburtstages der Handelskammer Hamburg statt. Sie wird von Jörg Thadeusz moderiert. Der offizielle Twitter-Hashtag lautet #esp15.
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Das ganze Bild zeigen

Stellungnahme zur Entwicklung der Wirtschaftsberichterstattung 2015

Die Griechenlandkrise zeigt ein Problem der Wirtschaftsberichterstattung. Die Menschen bekamen über alle Medien so viele Informationen wie noch nie, aber was in Griechenland wirklich geschah, verstanden sie meist nicht. Es war, als hätte man ein riesiges Puzzle über Deutschland ausgeschüttet. Doch wenn man die einzelnen Teile ineinander legte, fehlten entscheidende Stücke und zahlreiche wiederholten sich. Ein Bild war nicht erkennbar. Das kann daran liegen, dass Journalisten naheliegende Fragen nicht stellten. Zum Beispiel die Fragen woher die Schulden rührten und warum die Griechen ihren Staat nicht reformieren. Journalisten befassten sich kaum mit der Geschichte Griechenlands, ergründeten selten die Einstellung der Menschen zum Staat und fragten nicht nach ihrer Haltung zur Wirtschafts­ordnung. Sie unterschätzten den Einfluss von mentalen Barrieren, orthodoxer Kirche und Kommunistischer Partei. Stattdessen berichteten sie ausführlich von Sparvorgaben der EU („Brüssel verlangt Rentenkürzungen“), hielten leicht auffindbare, populäre Teile des Puzzles hoch und deckten damit nur einen Teil der Realität auf.

Die Berichte über das Freihandelsabkommen TTIP zeigten ein ähnliches Bild: Chlorhühnchen und Beiträge über Proteste gegen das Freihandelsabkommen überlagerten regelmäßig eine umfassende Information. Dies deutet auf ein generelles Problem bei komplexen Wirtschafts­themen hin. Es scheint, als wachse die Differenz zwischen den Nachrichten, die die Menschen mitbekommen, und den Nachrichten, die die Menschen verstehen (Gäbler, Anspruch und Wirklichkeit der Politikmagazine, Juni 2015).

Viele Wirtschaftsjournalisten sind mit der Bericht­erstattung nicht zufrieden. In einer aktuellen Umfrage des Ernst-Schneider-Preis sagen fast zwei Drittel der 179 Befragten, dass Journalisten generell die Bedeutung von Wirtschaft für die gesellschaftliche Entwicklung unterschätzen. Zum anderen verschlechterten sich die Arbeitsbedingungen in den Redaktionen und es fehle an Sendeflächen – gerade im Fernsehen und im Hörfunk. Die Befragten beklagen eine ausufernde Verbraucherberichter­stattung, eine Tendenz zur Vereinfachung und Skandalisie­rung sowie ein Denken in Schubladen. Zu oft ersetze die Personalisierung die Sachrecherche mit der Folge, dass Einzel­schicksale übergewichtet werden. Zudem werde auf Innovationen, Erfolge und den Mittelstand zu wenig eingegangen.

Die Stellungnahme der Industrie- und Handelskammern will einen Anstoß zur Entwicklung der Wirtschaftsbericht­erstattung geben. Sie stützt sich auf Studien, Medienbeobachtung und die Auswertung von über tausend Wirtschaftsbeiträgen, die zum Ernst-Schneider-Preis 2015 eingereicht wurden. Die IHKs stiften den Preis seit 44 Jahren. Ihr Ziel ist, dass die Menschen über Hintergründe und Zusammenhänge der Wirtschaft verständlich informiert werden.

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Medienbrief 3/15

Crowd für Juroren

Bei den diesjährigen Vorjurys des Ernst-Schneider-Preises machten die Juroren Entdeckungen. Neu war für sie das Thema Crowdwork, die anonyme und wachsende Arbeit am Computer, über die ein Radiofeature berichtete. In Erinnerung blieben die Geständnisse eines Börsenhändlers in einem leerstehenden Frankfurter Bankgebäude und Einblicke in die Fortschritte der Elektromobilität. Glossen stachen hervor, zum Beispiel zur Sharing Economy. An TTIP, dem Handelsabkommen mit den USA, rieben sich die Autoren in unterschiedlichen Formaten. Die Internet-Vorjury überzeugte die Idee, per Crowd-Funding Geld für eine GPS-gestützte Suche aufzubringen, die die Spur entsorgter Fernsehgeräte nach Westafrika verfolgt.

Fear the economic textbook

Den schon legendären Streit der beiden Wirtschaftswissenschaftler Friedrich August von Hayek und John Maynard Keynes um die beste Wirtschaftspolitik greift ein Rapper-Video der Chicagoer Universität auf. Der Österreicher Hayek vertraute auf die Effizienz der Märkte, Keynes, der Engländer, begründete, warum der Staat in Wirtschaftsprozesse eingreifen sollte. Die Studierenden fragen in dem Video nach den Effekten auf die Gesellschaft.

Das Junge Angebot

Der von ARD und ZDF geplante Jugendkanal soll Mitte 2016 online gehen. Anders als geplant wird das Programm nur im Internet zu empfangen sein. Die öffentlich-rechtlichen Sender hatten ursprünglich einen Multimedia-Auftritt für 14- bis 29-Jährige in Fernsehen, Radio und im Netz geplant. Für das Programm mit dem wenig inspirierenden Namen „Das Junge Angebot“ stellen ARD und ZDF ihre Digitalkanäle EinsPlus und ZDFkultur ein. Das werbefreie Programm soll die Beteiligung am gesellschaftlichen Diskurs fördern. Die private Medienwirtschaft hat sich auch aus Rechtsgründen gegen den Jugendkanal als reines Internetangebot ausgesprochen.

#merkelschwanger

2015 Böhmermann Periscope„Periscope“ heißt eine neue App, die Online-Fernsehen in der Apple-Welt ermöglicht. Nutzer können ihr eigenes Programm senden. Sie brauchen einen Internetzugang und eine Kamera, zum Beispiel die eines Smartphones. „Periscope“, das kürzlich von Twitter gekauft worden ist, funktioniert ähnlich wie Skype – mit dem Unterschied, dass sich eine beliebige Anzahl von Empfängern einschalten kann. ZDF-Moderator Jan Böhmermann nutzt die Livestreaming-App, um mit seinen Zuschauer in Kontakt zu treten. Das Programm erlaubt jedem Nutzer, Kommentare abzusenden, die auf den Bildschirmen aller Zuschauer eingeblendet werden (siehe Foto). Daraus ergibt sich ein Strom von spontanen Äußerungen. In der „Hash Tag-Konferenz“ von Böhmermann am 29. April konnten Zuschauer Schlagworte vorschlagen, die per Twitter als Hashtags verbreitet werden sollten. 500 User einigten sich mit der Redaktion auf den Hashtag #merkelschwanger. Eine Stunde später war das Schlagwort bei Twitter in den Trends zu finden. Während die Zuschauer bei der Probe zu Böhmermanns Neo Magazin Royale zusahen, reagierte Böhmermann auf die Kommentare der Nutzer. Periscope wird auch von Unternehmen genutzt. Bosch hat zum Beispiel die Besichtigung einer Ausstellung live gestreamt. Die Zuschauer konnten Fragen zu einzelnen Produkten stellen, als ob sie vor Ort dabei wären.

Fernsehen beherrscht Werbemarkt

Um vier Prozent ist im vergangenen Jahr der Werbemarkt gewachsen. Er wird vom Fernsehen dominiert, das 46 Prozent der Gelder bekommt. Bis etwa 2009 waren die Ausgaben für Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften größer; der Printanteil liegt heute bei 30 Prozent. Während die Radiowerbung konstant sechs Prozent ausmacht, steigen die Ausgaben für Internet-Werbung. Sie erreichen mittlerweile elf Prozent. Die Statistik erfasst jedoch das Suchmaschinenmarketing von Google und Co nicht. Die umsatzstärkste Branche im deutschen Werbemarkt waren die Autohersteller, danach kommt die Werbung für Online-Angebote – auch im Medium Fernsehen.

Die Welle für Denker und Entscheider

2015 made for minds

„DW News“ heißt das neue englischsprachige Programm der Deutschen Welle. Der Auslandssender wendet sich künftig stärker an „internationale Entscheider“. Dazu passt der neue Slogan „Made for Minds“, den man mit „Gemacht für Denker“ übersetzen kann.

Roter Doppelpunkt

WirtschaftsWoche-Chefredakteurin Miriam Meckel hat ihre Zeitschrift inhaltlich und gestalterisch überarbeiten lassen. Neues Erkennungszeichen der WiWo ist ein großer, roter doppelter Punkt im Titel. Das Wirtschaftsmagazin erscheint nun bereits freitags.

Platz 1 der Hashtags

2015 digital cologne 2015René Obermann, bis vor kurzem Chef der Telekom, prognostiziert für die kommenden Jahre große Umbrüche in der Wirtschaft. Auf auf dem von der IHK Köln organisierten „Digital Talk“ sagte er, dass das mobile Internet das Verhältnis zwischen Unternehmen und Kunden radikal verändern werde. Um die Anpassung zu schaffen, müssten Firmen „paranoid“ gemanagt werden. Das Gespräch moderierte Ernst-Schneider-Preisträger Richard Gutjahr. Bei Twitter kam #digitalk auf Platz eins der deutschen Hashtags.

Tütenwunder in Schwerte

Die IHK Dortmund vergab durch Sebastian Kehl von Borussia Dortmund den Schulpreis Wirtschaftswissen. Gewinner war die Friedensschule in Hamm mit ihrem Projekt „Culture Club“, den Schülerinnen und Schüler in eigener Regie führen. Dem zweiten Platz erhielt ein Gymnasium in Dortmund für die Schülerfirma „Student Style“. Dritter wurde das „Tütenwunder“. Die Schülerfirma aus Schwerte verkauft Geschenktüten mit Überraschungen für Kinder.

Kinderbote im Schwarzwald

29 deutsche Zeitungen versuchen mit Angeboten für Kinder perspektivisch Leser zu gewinnen. Der Schwarzwälder Bote hat mit Partnern sogar einen „Kinderboten“ konzipiert, der zum Preis von 8,90 Euro monatlich abonniert werden kann. Dass sich mit diesen Formaten auch Wirtschaftswissen vermitteln kann, bewies im vergangenen Jahr Antonia Bauer, die für einen Artikel aus „Dein Spiegel“ den Ernst-Schneider-Preis gewann.

Medienbrief 2/15

Neues Nachrichtenformat „heute+“

H+Das ZDF testet auf Facebook und Twitter ein neues Nachrichtenformat mit Namen „heute+“. Zu aktuellen Themen gibt es kurze Videos, Fakten und Grafiken. Musik und Sounds unterstützen die visuelle Gestaltung. Die Redaktion betrachtet die Seite als Angebot. Sie will mit Meinung aus dem Netz das Format weiterentwickeln.


Springer startet Politico.eu

In einem Newsroom mit vierzig Journalisten produziert Springer in einem Gemeinschaftsunternehmen mit der Politik-Plattform Politico in Brüssel seit kurzem „Politico.eu“. Zielgruppe sind Politik, Berater, Lobbyisten und Unternehmen. Neben einer Webseite, die werbevermarktet wird, gibt es einen Newsletter, der am frühen Morgen die Agenda für den Tag in Brüssel nennt. Im Sommer soll ein Abo mit Informationen zu regulatorischen und politischen Diskussionen in Europa starten. Die Preise für die verschiedenen Newsletter beginnen in den USA je nach Organisationsform des Kunden mit 6.000 Dollar. Eine wöchentliche Printausgabe soll das Angebot ergänzen. Die Startauflage beträgt 30.000 Exemplare. Das Jahresabo kostet 199 Euro, wichtige Entscheider bekommen das Heft umsonst.


Frust über die Wirtschaftsberichterstattung

Wie tickt Deutschlands Wirtschaftselite? Das Göttinger Institut für Demokratieforschung kann nach Interviews mit 160 Managern, Geschäftsführer und Unternehmern die Frage beantworten. Eine wichtige Erkenntnis: Alte Feindbilder existieren nicht mehr. Das gilt für Gewerkschaften wie für die SPD. Im Gegenteil: Als Vorbild gilt der bislang letzte sozialdemokratische Bundeskanzler, Gerhard Schröder, wegen seiner als mutig empfundenen Umsetzung der Agenda 2010. Politisch vermissen die meisten die Beschäftigung mit Zukunftsfragen wie dem demografischen Wandel. Sie kritisieren verbreiteten Neid in der Gesellschaft und ihre als permanent erachtete öffentliche Beobachtung. Das Verhältnis zu den Medien ist belastet. Die meisten Unternehmer kritisieren die Berichterstattung als nicht immer sachkundig, zudem als „skandalisierend“ und „pauschalisierend“. Viele scheinen den Glauben an Qualitätsjournalismus verloren zu haben. Die Studie wurde vom Mineralölkonzern BP in Auftrag gegeben.


WDR #3sechzich
WDR #3sechzich: Neue Newsformate im Netz
Öffentlich-rechtliche Nachrichten für junge Leute produ­ziert neben dem ZDF jetzt auch der Westdeutsche Rundfunk. Der WDR nutzt dazu den YouTube-Kanal #3sechzich. Der Name soll den Blickwinkel auf die Welt verdeutlichen – 360 Grad. Das Format funktioniert auch auf Facebook und Twitter. Es will die Themen des Tages mit „Meinungsfreude, Empathie und Haltung“ vermitteln. Die Videos widmen sich auch Themen aus der Wirtschaft wie Datenschutz, Jugendarbeitslosigkeit und Finanzen.


Zeitschriftenmarkt immer vielfältiger

Zeitschriften PixabayIm Jahr 2014 stieg der Umsatz der hiesigen Zeitschriftenverlage um 1,7 Prozent auf 15,1 Milliarden Euro. Die Unternehmen beschäftigen mehr als 60.000 Mitarbeiter und erwarten 2015 ein leichtes Umsatzplus. Die Verlage brachten im vergangenen Jahr 133 gedruckte Zeitschriften neu heraus. Für Anzeigen und Vertrieb prognostizieren die Befragten einen Umsatzrückgang von 2,4 Prozent und 1,9 Prozent. Die digitalen Erlöse sollen aber um zehn Prozent  steigen.


Überregionale Zeitungen verlieren

Kleine Auflagengewinne registrierten im ersten Quartal 2015 Spiegel und Focus, die ihren Erscheinungstermin auf den Samstag gelegt haben. Besser schnitt der Stern ab (plus 6,5 Prozent). Nach den neuen Zahlen der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) verzeichneten die überregionalen Tageszeitungen deutliche Einbußen. Bild verlor neun Prozent verkaufte Auflage, die Süddeutsche Zeitung sechs, die FAZ zwölf und die Welt sechs Prozent. Gleichzeitig stiegen die Online-Reichweiten. Bei der Wirtschaftspresse sehen die Zahlen besser aus: Capital, Brand eins, Manager Magazin und Enorm verkauften im Vergleich zum Vorjahresquartal zwischen einem und fünf Prozent mehr Zeitschriften.
Rach coacht Restaurantgründer

RachAb dem 26. Mai zeigt das ZDF eine neue Gründershow mit dem Sternekoch Christian Rach. Die Sendung heißt „Rach und die Restaurantgründer“, vier Folgen sind geplant. Ein ähnliches Format von Kabel eins wollten wenige Zuschauer sehen. Es hieß „Restaurant Startup“ und wurde nach zwei Folgen aus der Primetime genommen. Rach gewann mit der Sendung „Die Restaurantschule“ und einer Ausgabe des „Restauranttesters“ 2009 und 2011 den Ernst-Schneider-Preis für Wirtschaft in der Unterhaltung.


„Zeit Online“ mit schwarzen Zahlen

Die Zeit konnte im vergangenen Jahr in der Verlagsgruppe ihren Umsatz um acht Prozent auf 180 Millionen Euro steigern. Auf das Kerngeschäft entfielen 120 Millionen Euro. Die Wochenzeitung wuchs dabei um ein Prozent, die Magazinfamilie um vier Prozent. Zufrieden ist man mit den digitalen Umsätzen, die ein Plus von 29 Prozent aufweisen. „35.000 Leser haben ein Digital-Abo. Zeit Online“ konnte zum Ende des Jahres die roten Zahlen hinter sich lassen und erreichte den Break-Even.


Zu Gast bei Merkur

Beim „Merkur-Treff“ der Handelskammer Kiel, der traditionellen Begegnung zwischen Journalisten und Unternehmern, wird es in diesem Jahr auch um das Bild gehen, das Journalisten von Wirtschaft haben. Eine Untersuchung des Rheingold Instituts, vom Ernst-Schneider-Preis initiiert, bietet den inhaltlichen Rahmen.


Rasterfahndung per Handy

Rasterfahndung Handy Pixabay
Die Nachrichtenredaktion des in Köln ansässigen Deutschlandfunk ist seit diesem Jahr Partner der „Initiative Nachrichtenaufklärung“. Dieser Zusammenschluss von Medienwissenschaftlern und Journalisten will die Öffentlichkeit auf Themen aufmerksam machen möchte, die von den deutschen Medien tendenziell vernachlässigt werden. Die Initiative verfasst dazu ein Ranking. Zu den Top Ten zählen nach Ansicht der Initiative Verkaufte Links, Undurchsichtige Finanzen politischer Stiftungen, Datensammlungen privater Firmen oder Rasterfahndung per Handy.

 

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