Stimmungsbild Wirtschaftsberichterstattung 2016

Online-Umfrage Ernst-Schneider-Preis der IHKs:
Journalisten unterschätzen Wirtschaftsthemen
(zu den grafisch aufbereiteten Ergebnissen der Umfrage)

Aus Sicht von Journalistinnen und Journalisten wird die Wirtschaftsberichterstattung in Deutschland schlechter. Dies liege daran, dass die Bedeutung von Wirtschaft für die Gesellschaft von Journalisten selbst tendenziell unterschätzt werde. Zudem mache sich der Spar­kurs in den Redaktionen negativ bemerkbar. Es fehle zunehmend an Expertise, Fachwissen und Kontakten. Themen würden häufig erst aufgegriffen, wenn sie aktuell werden, Analysen und langfristige Einschätzungen fänden immer weniger statt. Außerdem räume das Fernsehen Wirtschaftsthemen erheblich zu wenig Platz ein.

Dies sind Ergebnisse einer Online-Umfrage des Ernst-Schneider-Preis. An ihr haben 158 Journalisten teilgenommen. 48 gaben an für das Fernsehen zu arbeiten, 43 für Zeitungen, 39 für Onlinemedien, 28 für den Hörfunk, 23 für Zeitschriften. 22 Autorinnen und Autoren arbeiten frei, vier sind für Nachrichtenagenturen tätig. Mehrfachnennungen waren möglich. Die zahlreichen Anmerkungen der Befragten ermöglichen einen differenzierten Blick auf den Wirtschaftsjournalismus.

Die personelle Besetzung ihrer Redaktion halten 65 Prozent für nicht mehr ausreichend (Vorjahr 53 Prozent). Dadurch stehe nicht mehr genügend Zeit für Recherche zur Verfügung, meinten 61 Prozent (Vorjahr 45 Prozent). Entsprechend sinke die Qualität. Zwar gebe es große Autorenleistungen und herausragende Recherchen, aber in der Gesamtschau auch viel Oberflächlichkeit. 56 Prozent stuften die Wirtschaftsberichterstattung als mittelmäßig bis schlecht ein (Vorjahr 52 Prozent).

Selbstkritisch beklagen die Journalistinnen und Journalisten eine Verengung der Themen auf Verbraucherberichterstattung und eine Tendenz zur Skandalisierung. Der Einfluss von Unternehmens- und Produkt-PR wachse. Viele sehen einen Trend zu Mainstream-Themensetzung mit Mainstream-Meinungsausrichtung. Beispiele sind TTIP und der Streit um die Verlängerung der Glyphosat-Zulassung in der EU. An die Stelle eines kritischen Diskurses träte die Bedienung eigener und beim Leser vermuteter vorgefasster Meinungen, Familienunternehmen seien zum Beispiel gut, Konzerne schlecht. Das Weltbild sei zu häufig wichtiger als die Realität mit ihren interessanten, aber recherchebedürftigen Facetten.

Eine von 69 auf 75 Prozent der Befragten gestiegene Anzahl von Journalistinnen und Journalisten bedauert, zu wenig zu tun (oder tun zu können), um anspruchsvolle Wirtschaftsthemen zu vermitteln. Im Vergleich zum angelsächsischen Raum neige man immer noch dazu, komplexe Themen „akademisch“ anzugehen – mehr Mut zu Emotionen und ein stärkerer Alltagsbezug würde vermeintlich „trockenen“ Themen gut tun.

Deutliche Kritik üben Journalisten an der Themenstruktur in Fernsehen und Radio. 81 Prozent (Vorjahr 75 Prozent) sind der Ansicht, dass wirtschaftliche Themen im Fernsehen nicht genügend Sendezeit haben, 71 Prozent sehen einen vergleichbaren Mangel im Hörfunk. Anders sieht es im Internet und bei Print aus. Mit Blick auf das Internet sagen 62 Prozent, dass das Angebot dort ausreichend sei, bei Zeitungen und Zeitschriften sind es 84 Prozent.

Die Befragten wagten einen Blick auf Themen, an denen das Interesse steigen wird. Sie zählen dazu Altersvorsorge, Einkommensverteilung, Digitalisierung, Energie und Zuwanderung. Als Trendthemen des Jahres 2016 sehen die Befragten Flüchtlings­krise / Integration in den Arbeitsmarkt, Europa / „Brexit“, und die Handelsabkommen.

Die Befragten gaben eine Einschätzung ab, wohin sich der mediale Wett­bewerb entwickeln wird. Bei der Berichterstattung über aktuelle Themen setzen die meisten auf das Internet. Eine gegenüber früheren Umfragen noch einmal gestiegene Anzahl von Journalisten ist der Meinung, dass Hintergrundgeschichten ebenso wie wirtschaftspolitische Beiträge sich auf Printmedien kon­zentrieren werden. Die Lokalberichterstattung erwarten die Befragten auf absehbare Zukunft am ehesten in Zeitungen; Internetangebote holen jedoch auf. Bei Service- und Verbraucherthemen liegt das Fernsehen in der Erwartung vorne.

 

Was ins Weltbild hineinpasst

Die Digitalisierung verändert unseren Blick auf die Wirtschaft

Eigentlich sind die Sozialen Medien noch Kinder. Facebook ist zwölf Jahre alt, Twitter zehn. Noch jünger sind WhatsApp mit sieben Jahren und Snapchat, das gerade fünf geworden ist. In dem Alter schreibt man kurze Sätze ohne große Botschaften, und so tippte Jack Dorsey, der Erfinder von Twitter, am 21. März 2006 „Just setting up my twittr“. Dies war der erste Tweet. Was Jan Koum und Brian Acton, die Gründer von WhatsApp, der Welt mitteilten, ist nicht bekannt. Sicher ist nur, dass die Sozialen Medien in ihren jungen Jahren sehr viel beeinflusst haben: Unsere Kommunikation, unsere Information, unsere Art zu schreiben, unser öffentliches Bild. Die Sozialen Medien sind sogar dabei, unseren Blick auf die Wirtschaft zu verändern.

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Medienbrief 3/16

2016 LinkSusan Link wird in diesem Jahr die Verleihung des Ernst-Schneider-Preises moderieren. Die Feier findet am Abend des 17. Oktober im Karlsruher Zentrum für Kunst und Medientechnologie statt. Susan Link gehört seit fünf Jahren zum Team des ARD-Morgenmagazins und moderiert im Wechsel mit Anna Planken die Sendung. (Foto: Thomas Leidig)

Bessere Kommunikation mit irx
Einen neuen, speziellen Wirtschaftsinformationsdienst haben Bilanz-Herausgeber Arno Balzer und Karsten Stumm, früherer Chefredakteur von manager magazin Online, gegründet. Das Onlineportal heißt irx.eu. Sitz der Redaktion ist Frankfurt. Das Angebot ist werbefrei. Es finanziert sich über eine parallel und unabhängig angebotene Dienstleistung, die Daten aus sozialen Netzwerken auswertet und unternehmensspezifisch zum Dialog anbietet. Das soll die Kommunikation in den Sozialen Medien verbessern.

Inszenierung von Wirklichkeit
„Mein Opa schaut jeden Tag die Tagesschau, der glaubt da irgendwie dran.“ Dieses Zitat eines 16-Jährigen zeigt, dass mediale Inhalte, zum Beispiel Nachrichten, von manchen Menschen als Inszenierung von Wirklichkeit wahrgenommen werden. Nach Ansicht der Wirtschaftspsychologen des Rheingold Instituts kommt diese Sichtweise von der intensiven Nutzung sozialer Medien. Hier lernten die Nutzer Vermarkter ihrer selbst zu sein. Das verschiebe die Sichtweise auf etablierte Medien. Das Rheingold Institut, das diese Zusammenhänge erforscht, sieht in dem gewachsenen Misstrauen gegenüber klassischen Medien eine Spur, die zum Vorwurf der „Lügenpresse“ führt. Medienmacher müssten die Menschen stärker in ihrer Souveränität bestätigen und sie zugleich so dezent durch das Informationsangebot führen, dass sie sich ihrer Sehnsucht nach Schutz und Führung nicht bewusst werden.

Koalition der grünen Becher

2016 Gürne„Wir müssen mal reden“, heißt ein Videoblog von Markus Gürne. Der ARD-Börsenstudioleiter erklärt in einem Café gegenüber der Börse auf amüsante und  anschauliche Art Wirtschaftsthemen. Kaffeebecher dienen ihm dabei schon mal als Ölstaaten. In dem Blog erfahren Zuschauer, warum zum Beispiel der Ölpreis in letzter Zeit gesunken ist und welche Folgen diese Entwicklung hat.
http://multimedia.boerse.ard.de/wir-muessen-mal-reden#1789

Wo bleibt das Positive?

Die Wirtschaft kriselt, das Klima gerät aus den Fugen und der Krieg klopft an Europas Tür. 2016 Perspective DailyDies ist die Nachrichtenlage, die den Menschen oft präsentiert wird. Die Gründer der Website „perspective-daily.de“ haben sich vorgenommen, den Blick zu weiten und ein möglichst ausgewogenes und realistisches Weltbild zu vermitteln. Das Konzept hat unter Investoren viel Anklang gefunden. Am Ostermontag ging die Crowdfunding-Kampagne zu Ende. Mit über 12.000 zahlenden Mitgliedern wollen die Journalisten künftig komplexe Wirtschafts-, Politik und
Wissensthemen angehen. Die Jahresmitgliedschaft bei „perspective-daily“ kostet 60 Euro.
https://perspective-daily.de/unser-konzept

Bento findet Leser
In die Online-Informationsdienste kommt Bewegung.
Der auf eine junge Zielgruppe ausgerichtete Spiegel-Online-Ableger bento verzeichnet im März 7,6 Millionen Visits. Springers deutscher Business Insider hatte 3,1 Millionen Visits. Im Ranking, das meedia zusammenstellt, bedeutet dies Platz 23 beziehungsweise Platz 57.  Die beliebtesten Angebote bleiben mit weitem Abstand Bild.de, Spiegel Online und Focus Online.
http://meedia.de/2016/04/08/ivw-news-ranking-bento-startet-mit-76-mio-visits-deutscher-business-insider-mit-31-mio/

Youtuber machen Wirtschaft

„Was ich noch nie über Wirtschaft wissen wollte“ ist der Titel einer Serie, die von MESH Collective/UFA mit Unterstützung der Joachim Herz Stiftung 2016 Mesh2umgesetzt wird. Entstanden sind  26 Videos, in denen sich auf amüsante und verständliche Weise der Themenbereich Wirtschaft erschließt. Bekannte Youtuber, Social Media Stars und Rapper machen die kurzen Videos für junge Nutzer attraktiv. So spricht zum Beispiel Dr. Allwissend über Preise im Handel. „Die Klugscheisserin“ dekliniert in witziger Form Rechtsformen der Firmengründung durch. http://wasichnochnie.tumblr.com/

Europäische Digitalradio Allianz gegründet
Die ARD, DeutschlandRadio und mehr als 300 öffentlich-rechtliche und private Sender haben im März die Europäische Digitalradio Allianz gegründet. Zur ersten Präsidentin der Allianz wurde BBC-Radiochefin Helen Boaden gewählt. Die Initiative will den digitalen Radiostandard DAB+ zum Hauptverbreitungsweg für ihre Programme zu machen und die Geräteindustrie überzeugen, künftig nur noch Hybridgeräte für DAB+ und UKW-Empfang anzubieten.

Metropol Frankfurt
Die FAZ  arbeitet an einem Wirtschaftsmagazin für die Region Frankfurt mit dem Namen Metropol. Es soll am 29. Juni erscheinen. Der Preis beträgt 4,50 Euro, die Auflage 20.000 Exemplare.

Arbeit in der Nacht
2016 Lange NachtDie „Lange Nacht“ im Deutschlandradio ist ein Unikat in der Radiolandschaft, das am Wochenende jeweils ein Thema vertieft. Am 25./26 Juni geht es um Arbeit „Drum prüfe, wer sich ewig schindet“ (DeutschlandRadio Kultur Freitag auf Samstag 0 bis 3 Uhr und Deutschlandfunk Samstag auf Sonntag 23 bis 2 Uhr)

H 10 für Blitzleser
Zum 70. Geburtstag des Handelsblatts geht das Handelsblatt mit H 10 aufs Handy. Die mobile Abendzeitung bietet in einem Kurzangebot täglich zehn aufbereitete Themen.

Fremdkörper Wirtschaft
Der Autor und Moderator Jörg Thadeusz in einem SZ-Interview (19.3.2016): „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk nähert sich der Wirtschaft teilweise nur nach der Art ‚dem Dämon auf der Spur‘.“

„Der Mensch lässt sich nur sehr ungern an die wirtschaftlichen Voraussetzungen erinnern, an die seine nackte Existenz gebunden ist.“
(Ernst Schneider 1900 – 1977)

Medienbrief 2/16

Juroren aus der ersten Reihe

2016 ZKM

Elf Vorjurys haben begonnen, die zum 45. Wettbewerb um den Ernst-Schnei­der-Preis eingereichten Beiträge zu bewerten. Es ist eine intensive Beschäftigung mit den besten journalistischen Artikeln zu den Hintergründen der Migration, zur Digitali­sierung der Wirtschaft, zum Onlinehandel, zu TTIP, zur Elektromobilität, dem Biobusiness, der schlechten Ver­kehrs- sowie IT-Infrastruktur und – wie nicht an­ders zu erwarten – zur Griechenlandkrise. Als Juroren für die Schlussjurys konnten bereits gewonnen werden: Peter Boudgoust, Intendant des SWR, Dr. Willi Steul, Intendant des DeutschlandRadios, Jan Metzger, Intendant von Radio Bremen, Christine Strobl, Geschäftsführerin der Degeto, Franziska Bluhm, Leiterin Digitale Vernet­zungen Handelsblatt und Kai Sturm, Chefredakteur von Vox. Die Preisverleihung richtet in diesem Jahr die IHK Karlsruhe aus. Die Feier wird am Abend des 17. Oktober im imposanten ZKM, dem Zentrum für Kunst- und Medientechnolo­gie, stattfinden (siehe Bild).

Kapitulation vor Kommentaren

Im Internet schwinden offenbar immer weiter die Hem­mungen. Aggressive, oft strafrechtliche relevante Kom­men­­tare unter veröffentlichten Artikeln nehmen zu. Eine Um­fra­ge des „Journalist“ im März 2016 hat ergeben, dass allein in den vergangenen zwölf Monaten 27 deutsche Zeitungsredaktionen ihre Online-Kommentarfunktion unter einzelnen Beiträgen ein­ge­schränkt oder ganz eingestellt haben. Anderen Medien ge­lingt es nur mit wachsendem Aufwand das Leserecho zu moderieren.

Walser und die Wirtschaft

In einem Interview im Handelsblatt sagte Martin Walser, dass ein Schriftsteller über Wirtschaftskenntnisse verfügen sollte. Wenn er einen Ro­man lese und nicht erfahre, wovon der Held lebe, sei sein Interesse schon halbiert. Walser überraschte mit dem Satz, ihm sei Warren Buffett so wichtig wie anderen Leuten Thomas Mann: „Das Feuilleton lebt von Ansichten, der Wirtschaftsteil von Wirklichkeit.“ Walsers Eltern betrieben ein Bahnhofsrestaurant und eine Kohlen­handlung.

Digitale Lichtblicke

Die überregionalen Tageszeitungen verloren im vierten Quartal 2015 Leser. Besser sah es nur beim Han­delsblatt und bei der taz aus. Prominentester Verlierer war Bild. Nur noch etwas mehr als 1,8 Mio. Exemplare setzt Bild pro Erschei­nungstag ab. Im Vergleich zum Vorjahresquartal entspricht das einem Minus von 12 Prozent. Die Welt verlor im gleichen Zeitraum sogar 14 Prozent. Verluste erlitten nach Berechnungen von Meedia auch die Süddeutsche Zeitung (minus 3,5 Prozent) und die Frank­furter Allgemeine (minus 6,6 Prozent). Die Verluste konnten zum Teil ausgegli­chen werden. So meldete die Verlagsgruppe der FAZ Erfolge im Internet: F.A.Z. und die FAS lesen inzwischen mehr als 56.000 Leser als E-Paper. Die Digitalisierungsquote, also der E-Paper-Anteil am Gesamtverkauf, liegt bei zwölf Prozent und damit über dem anderer großer Blätter. Die FAZ-App „Der Tag“ haben 195.000 Leser auf ihr Handy geladen.

Mehr Junge hören Infokanäle

2016 DLF
©DeutschlandradioB.FuerstFastré

Der private nordrhein-westfälische Lokalsenderverbund Radio NRW wird in Deutschland am häufigsten gehört. 1,6 Millionen Hörer schalten eins der über 40 Lokalradios zwischen Rhein und Lippe in einer Durchschnittsstunde ein, so die neue Reichweitenuntersuchung Radio MA vom März 2016. Meistgehörter Einzelsender bleibt der ebenfalls private Sender Antenne Bayern, der seine Reichweite um gut drei Prozent steigern konnte. Danach folgen die großen öffentlich-rechtlichen Sender. Mehr Hörer als früher hatten die Informationssender B5 aktuell, WDR5 sowie die entsprechenden Wort-Kanäle von NDR, MDR, SWR und HR. Diesen Zuwachs verdankten die Sender, wie Meedia ermittelte, vor allem den unter 40-Jährigen. Unangefochtener Marktführer im Segment der Infowellen ist mit großem Abstand der Deutschlandfunk. Die Tabelle listet die größten Sender, ihre Hörer und die prozen­tuale Veränderung zur letzten Untersuchung auf.

  1. Radio NRW, 1,3 Mio,  minus  2 Prozent.
  2. Antenne Bayern 1,3 Mio,  plus 3,2 Prozent.
  3. SWR 3, 1,2 Mio, plus 4,1 Prozent.
  4. WDR 2, 1 Mio, plus  0,8 Prozent.
  5. Bayern 1, 1 Mio, plus 1,6 Prozent.
  6. 1Live, 1 Mio, minus 4 Prozent.
  7. Bayern-Funkpaket, 1 Mio, plus 6,5 Prozent.
  8. Bayern 3, 0,8 Mio, minus 2,5 Prozent.
  9. NDR 2, 0,8 Mio, minus 7,8 Prozent.
  10. WDR 4, 0,7 Mio, minus 1,0 Prozent.

 Deichmann, Tchibo, Dr. Oetker

Ab April sendet die ARD montags um 20:15 Uhr wieder Marken-Checks. In den neuen Folgen stehen Traditionsunternehmen im Mittelpunkt. Am 25. April beginnt die Staffel mit dem „Deichmann-Check“. Eine Woche später steht „Tchibo“ auf dem Programm, zum Abschluss stellt das Erste am 9. Mai „Dr. Oetker“ vor. Der WDR prüft Produkt, Preis und Qualität und wirft einen Blick auf Produktionsbedingungen sowie Markenversprechen.

Wintersport statt Europaberichterstattung

„Die gerade beendete Wintersport-Saison 2015/16 hat beim Fernsehpublikum erneut großes Interesse ausgelöst. Durchschnittlich 2,43 Millionen Zuschauer verfolgten die Übertragungen im Ersten“, freut sich die ARD. Insgesamt habe man 174 Stunden über den weißen Sport berichtet. Die Kehrseite dieses Erfolges ist ein Verlust an Europaberichterstattung, die in Zeiten von Brexit und Flüchtlingskrise große Bedeutung hat. Sie findet sonntags nach dem „Presseclub“ regelmäßig im „Europamagazin“ der ARD statt – und fiel ebenso regelmäßig wegen Wintersport aus.

Wie das Handelsblatt Leser bindet

Das Handelsblatt hat einen Wirtschaftsclub gegründet. Leser erhalten persönlichen Zugang zur Handelsblatt-Redaktion und können zum Beispiel im Newsroom an der Wall Street einen Desk-Sharing-Arbeitsplatz benutzen. In der Club-Bibliothek steht den Mitgliedern eine Up- und Download-Plattform für Studien, Vorträge und E-Books zur Verfügung.

Wie Google Leser findet

Eine internationale Jury hat kürzlich entschieden, welche Projekte aus dem mit 150 Millionen Euro gefüllten Digital News Innovation Fonds von Google gefördert werden. Der Innovationsfonds wurde im vergangenen Jahr mit europäischen Nachrichten-Verlagen gebildet. Er soll innerhalb der kommenden Jahre innovative digitale Medi­enprojekte in Europa fördern. Der Google-Fonds verteilte 27 Millionen Euro in 23 Ländern. Auf deutsche Projekte entfielen knapp fünf Millionen Euro. So bekommt zum Beispiel die WirtschaftsWoche Geld für die Entwicklung einer Software, die automatisiert Neuigkeiten unter ande­rem aus Forschungseinrichtungen liefern soll. Der Berli­ner Tagesspiegel erhält rund 250.000 Euro für die Weiter­entwicklung seines Debattenportals Causa und die Kob­lenzer Rhein-Zeitung rund 500.000 Euro für eine App, die Social Media, Mails und News verknüpfen soll. Die F.A.Z. erhält einen Zuschuss für einen intelligenten Mechanismus zur individuellen Aufbe­reitung von digitalen Zeitungsinhalten für Smartphone, Tablet und PC.

 

Flüchtlinge, Industrie 4.0, TTIP – Beteiligung Ernst-Schneider-Preis 2016

Zum größten deutschen Wettbewerb für Wirtschaftspublizistik, dem Ernst-Schneider-Preis der Industrie- und Handelskammern (IHKs) sind rund 1.200 Artikel, Fernsehbeiträge, Online- und Hörfunkstücke eingereicht worden. Die Beteiligung stieg um 200 Beiträge. Die Arbeiten kamen von öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern, von ZEIT, F.A.Z., taz, Welt, Spie­gel, Focus, Stern und Süddeutsche Zeitung, von Wirtschaftsmagazinen und von Regionalzeitungen wie Weser-Kurier, Mittelbayerische Zeitung und Trierischer Volksfreund sowie von Onlineportalen. Deutlich mehr Einreichungen gab es in den Sparten Print und Internet. Die Zahl der Interneteinreichungen hat sich gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt.

Viele Geschichten beschäftigen sich mit den Hintergründen und der Finanzierung der Flüchtlingswelle, mit dem Geschäft der Fluchthelfer, der Integration der Migranten in Ausbildung, mit der Digitalisierung, mit VW („Die Auto-Immunkrankheit“), dem Onlinehandel und der damit verbunden Veränderung der Innenstädte, dem Freihandelsabkommen TTIP, der Elektromobilität, dem boomenden Markt der Sportwetten, dem Biobusiness, der Griechenlandkrise, dem Geschäft mit der Selbstoptimierung, den Anzeichen einer Immobilienblase, der Moral in der Wirtschaft und der schlechten Verkehrs- sowie IT-Infrastruktur.

Fernsehredaktionen wählten 181 Sendungen aus, der Hörfunk schickte 113 Beiträge. 815 Artikel stammen von Zeitungen und Zeitschriften; Printmedien schlugen 12 Nachwuchsjournalisten für den Förderpreis vor. Um den Onlinepreis bewerben sich 146 Artikel, Videos und Websites.

In der 45. Auflage des Ernst-Schneider-Preises werden erstmals elf Vorjurys zwischen Rostock und Karlsruhe einberufen. Über die neun Preise entscheiden vier Schlussjurys aus renommierten Journalisten und erfahrenen Praktikern, in diesem Jahr unter anderem der Intendant des Deutschlandfunks, Dr. Willi Steul, der Intendant von Radio Bremen, Jan Metzger, die Geschäftsführererin der Degeto, Christine Strobl, und der Chefredakteur von Vox, Kai Sturm. Die Preisverleihung richtet die IHK Karlsruhe am 17. Oktober im ZKM, dem Zentrum für Kunst- und Medientechnologie, aus.

Mit dem seit 1971 ausgeschriebenen Ernst-Schneider-Preis möchten die IHKs Autorinnen und Auto­ren ermuti­gen, Wirtschafts­themen so aufzubereiten und darzustellen, dass jeder mehr von wirtschaftlichen Zusammenhän­gen ver­steht. Der Journalistenpreis der deutschen Wirt­schaft ist nach dem Unternehmer und Kunst­mäzen Ernst Schneider benannt, der von 1963 bis 1969 Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages war. Der Preis ist mit insgesamt 52.500 Euro dotiert.