Juroren aus der ersten Reihe
Elf Vorjurys haben begonnen, die zum 45. Wettbewerb um den Ernst-Schneider-Preis eingereichten Beiträge zu bewerten. Es ist eine intensive Beschäftigung mit den besten journalistischen Artikeln zu den Hintergründen der Migration, zur Digitalisierung der Wirtschaft, zum Onlinehandel, zu TTIP, zur Elektromobilität, dem Biobusiness, der schlechten Verkehrs- sowie IT-Infrastruktur und – wie nicht anders zu erwarten – zur Griechenlandkrise. Als Juroren für die Schlussjurys konnten bereits gewonnen werden: Peter Boudgoust, Intendant des SWR, Dr. Willi Steul, Intendant des DeutschlandRadios, Jan Metzger, Intendant von Radio Bremen, Christine Strobl, Geschäftsführerin der Degeto, Franziska Bluhm, Leiterin Digitale Vernetzungen Handelsblatt und Kai Sturm, Chefredakteur von Vox. Die Preisverleihung richtet in diesem Jahr die IHK Karlsruhe aus. Die Feier wird am Abend des 17. Oktober im imposanten ZKM, dem Zentrum für Kunst- und Medientechnologie, stattfinden (siehe Bild).
Kapitulation vor Kommentaren
Im Internet schwinden offenbar immer weiter die Hemmungen. Aggressive, oft strafrechtliche relevante Kommentare unter veröffentlichten Artikeln nehmen zu. Eine Umfrage des „Journalist“ im März 2016 hat ergeben, dass allein in den vergangenen zwölf Monaten 27 deutsche Zeitungsredaktionen ihre Online-Kommentarfunktion unter einzelnen Beiträgen eingeschränkt oder ganz eingestellt haben. Anderen Medien gelingt es nur mit wachsendem Aufwand das Leserecho zu moderieren.
Walser und die Wirtschaft
In einem Interview im Handelsblatt sagte Martin Walser, dass ein Schriftsteller über Wirtschaftskenntnisse verfügen sollte. Wenn er einen Roman lese und nicht erfahre, wovon der Held lebe, sei sein Interesse schon halbiert. Walser überraschte mit dem Satz, ihm sei Warren Buffett so wichtig wie anderen Leuten Thomas Mann: „Das Feuilleton lebt von Ansichten, der Wirtschaftsteil von Wirklichkeit.“ Walsers Eltern betrieben ein Bahnhofsrestaurant und eine Kohlenhandlung.
Digitale Lichtblicke
Die überregionalen Tageszeitungen verloren im vierten Quartal 2015 Leser. Besser sah es nur beim Handelsblatt und bei der taz aus. Prominentester Verlierer war Bild. Nur noch etwas mehr als 1,8 Mio. Exemplare setzt Bild pro Erscheinungstag ab. Im Vergleich zum Vorjahresquartal entspricht das einem Minus von 12 Prozent. Die Welt verlor im gleichen Zeitraum sogar 14 Prozent. Verluste erlitten nach Berechnungen von Meedia auch die Süddeutsche Zeitung (minus 3,5 Prozent) und die Frankfurter Allgemeine (minus 6,6 Prozent). Die Verluste konnten zum Teil ausgeglichen werden. So meldete die Verlagsgruppe der FAZ Erfolge im Internet: F.A.Z. und die FAS lesen inzwischen mehr als 56.000 Leser als E-Paper. Die Digitalisierungsquote, also der E-Paper-Anteil am Gesamtverkauf, liegt bei zwölf Prozent und damit über dem anderer großer Blätter. Die FAZ-App „Der Tag“ haben 195.000 Leser auf ihr Handy geladen.
Mehr Junge hören Infokanäle
Der private nordrhein-westfälische Lokalsenderverbund Radio NRW wird in Deutschland am häufigsten gehört. 1,6 Millionen Hörer schalten eins der über 40 Lokalradios zwischen Rhein und Lippe in einer Durchschnittsstunde ein, so die neue Reichweitenuntersuchung Radio MA vom März 2016. Meistgehörter Einzelsender bleibt der ebenfalls private Sender Antenne Bayern, der seine Reichweite um gut drei Prozent steigern konnte. Danach folgen die großen öffentlich-rechtlichen Sender. Mehr Hörer als früher hatten die Informationssender B5 aktuell, WDR5 sowie die entsprechenden Wort-Kanäle von NDR, MDR, SWR und HR. Diesen Zuwachs verdankten die Sender, wie Meedia ermittelte, vor allem den unter 40-Jährigen. Unangefochtener Marktführer im Segment der Infowellen ist mit großem Abstand der Deutschlandfunk. Die Tabelle listet die größten Sender, ihre Hörer und die prozentuale Veränderung zur letzten Untersuchung auf.
- Radio NRW, 1,3 Mio, minus 2 Prozent.
- Antenne Bayern 1,3 Mio, plus 3,2 Prozent.
- SWR 3, 1,2 Mio, plus 4,1 Prozent.
- WDR 2, 1 Mio, plus 0,8 Prozent.
- Bayern 1, 1 Mio, plus 1,6 Prozent.
- 1Live, 1 Mio, minus 4 Prozent.
- Bayern-Funkpaket, 1 Mio, plus 6,5 Prozent.
- Bayern 3, 0,8 Mio, minus 2,5 Prozent.
- NDR 2, 0,8 Mio, minus 7,8 Prozent.
- WDR 4, 0,7 Mio, minus 1,0 Prozent.
Deichmann, Tchibo, Dr. Oetker
Ab April sendet die ARD montags um 20:15 Uhr wieder Marken-Checks. In den neuen Folgen stehen Traditionsunternehmen im Mittelpunkt. Am 25. April beginnt die Staffel mit dem „Deichmann-Check“. Eine Woche später steht „Tchibo“ auf dem Programm, zum Abschluss stellt das Erste am 9. Mai „Dr. Oetker“ vor. Der WDR prüft Produkt, Preis und Qualität und wirft einen Blick auf Produktionsbedingungen sowie Markenversprechen.
Wintersport statt Europaberichterstattung
„Die gerade beendete Wintersport-Saison 2015/16 hat beim Fernsehpublikum erneut großes Interesse ausgelöst. Durchschnittlich 2,43 Millionen Zuschauer verfolgten die Übertragungen im Ersten“, freut sich die ARD. Insgesamt habe man 174 Stunden über den weißen Sport berichtet. Die Kehrseite dieses Erfolges ist ein Verlust an Europaberichterstattung, die in Zeiten von Brexit und Flüchtlingskrise große Bedeutung hat. Sie findet sonntags nach dem „Presseclub“ regelmäßig im „Europamagazin“ der ARD statt – und fiel ebenso regelmäßig wegen Wintersport aus.
Wie das Handelsblatt Leser bindet
Das Handelsblatt hat einen Wirtschaftsclub gegründet. Leser erhalten persönlichen Zugang zur Handelsblatt-Redaktion und können zum Beispiel im Newsroom an der Wall Street einen Desk-Sharing-Arbeitsplatz benutzen. In der Club-Bibliothek steht den Mitgliedern eine Up- und Download-Plattform für Studien, Vorträge und E-Books zur Verfügung.
Wie Google Leser findet
Eine internationale Jury hat kürzlich entschieden, welche Projekte aus dem mit 150 Millionen Euro gefüllten Digital News Innovation Fonds von Google gefördert werden. Der Innovationsfonds wurde im vergangenen Jahr mit europäischen Nachrichten-Verlagen gebildet. Er soll innerhalb der kommenden Jahre innovative digitale Medienprojekte in Europa fördern. Der Google-Fonds verteilte 27 Millionen Euro in 23 Ländern. Auf deutsche Projekte entfielen knapp fünf Millionen Euro. So bekommt zum Beispiel die WirtschaftsWoche Geld für die Entwicklung einer Software, die automatisiert Neuigkeiten unter anderem aus Forschungseinrichtungen liefern soll. Der Berliner Tagesspiegel erhält rund 250.000 Euro für die Weiterentwicklung seines Debattenportals Causa und die Koblenzer Rhein-Zeitung rund 500.000 Euro für eine App, die Social Media, Mails und News verknüpfen soll. Die F.A.Z. erhält einen Zuschuss für einen intelligenten Mechanismus zur individuellen Aufbereitung von digitalen Zeitungsinhalten für Smartphone, Tablet und PC.