Medienbrief 1/17

Spannende Gründergeschichten

Die Rekordzahl von fast 1.300 Beiträgen, die zum Ernst-Schneider-Preis eingereicht wurden, belegen die Bedeutung, die Wirtschaftsthemen für die Gesellschaft haben. Hier eine Auswahl: Robotertechnik, Cyberangriffe, Dieselaffäre, Elektromobilität, chinesische Fir­men­käufe, Biolebensmittel, Zukunft der Braunkohle, Onlinehandel, Milchpreis und die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Zahlreiche Firmenportraits von Mittelständlern sind im Wettbewerb, dazu viele spannender Gründergeschichten. Über die Preise des 46. Wettbewerbs entscheiden unter anderem die Chefredakteure von dpa, Neue Osnabrücker Zeitung, Mitteldeutscher Zeitung, RTL, rbb, Zeit Online, funk und Upday sowie der Programmdirektor des Deutschlandfunks und die Hörfunkdirektorin des WDR. Die Preisverleihung findet am 10. Oktober in Berlin statt.



Gefälschte Nachrichten 1

Facebook hat das Recherchebüro Correctiv beauftragt gegen sogenannte Fake News vorzugehen. Die Redaktion will auf dem Portal Falschmeldungen richtigstellen und gefälschte Nachrichten mit Warnhinweisen versehen. Facebook steht in der Kritik, weil sich auf der Plattform gefälschte Nachrichten und Diffamierungen verbreiten. Correctiv ist ein Recherchebüro, das 2014 gegründet wurde und sich vor allem aus Geldern der Essener Brost-Stiftung finanziert, die durch den Aufbau der WAZ-Mediengruppe bekannt wurde.

Gefälschte Nachrichten 2

Auf Vorurteile und Unterstellungen reagiert die ZEIT mit der neuen Serie „Fakt oder Fake“. Die Artikel vermitteln überraschende Erkenntnisse – zum Beispiel zur Frage, ob Griechenland durch Schulden ruiniert wird oder ob Deutschlands Exportüberschuss andere Länder schädigt.

Gefälschte Nachrichten 3

Ende letzten Jahres hat Zeit Online das „Glashaus“ gegründet, einen Ort, an dem die Debatten über die Redaktionsarbeit nach außen getragen werden können, wo begründet wird, warum ein Thema ein Thema war oder auch nicht – und welche Fehler den Autoren unterlaufen sind. Chefredakteur Jochen Wegener sieht mit der zunehmenden Kritik an der Arbeit von Journalisten einen Bedarf für ein solches Transparenz-Blog.

Vorgaben der Politik vermutet

Im Auftrag des WDR hat Infratest Dimap im Dezember 1.000 Menschen befragt, für wie glaubwürdig sie die Medien halten. Die Antworten sind ernüchternd: Die höchste Verlässlichkeit attestieren die Befragten dem öffentlich-rechtlichem Radio (74 Prozent), vor dem öffentlichen-rechtlichen Fernsehen (72 Prozent) und den Tageszeitungen (65 Prozent). Nur acht Prozent der Befragten schenken Sozialen Medien wie Facebook oder Twitter Glauben. Wie bei der Vergleichsumfrage im Jahr 2015 glauben viele an einen starken Einfluss der Politik auf die Berichterstattung in Deutschland: 42 Prozent sind der Auffassung, dass den Medien von Staat und Regierung vorgegeben wird, worüber sie berichten sollen.

Mehr Upday

Axel Springer will seinen mobilen Nachrichtendienst Upday in diesem Jahr erheblich ausweiten. Bisher ist der exklusiv auf Samsung-Handys installierte Dienst in vier Ländern erhältlich, 2017 werden zwölf weitere europäische Länder folgen. Die Redaktion soll von 25 auf 50 Leute verdoppelt werden, schreibt die Financial Times. Neue Redaktionsstandorte sind in Mailand, Madrid, Amsterdam und Stockholm geplant. Updays Chef Jan-Eric Peters will 20 Millionen Nutzer erreichen. Damit würde Upday die News-App der BBC überholen.

Nachrichtenquelle Soziale Netzwerke

Die Deutschen verändern ihr Informationsverhalten. Dabei verschiebt sich die Bedeutung der Nachrichtenquellen. Nach einer repräsentativen Studie des Reuters Institute (Media Perspektiven 11/16) sind die Fernsehnachrichten am wichtigsten. Die Fernsehnachrichten verloren jedoch innerhalb von zwei Jahren deutlich an Bedeutung, 72 Prozent nutzen sie (statt 84 Prozent im Jahr 2014). Dahinter rangieren Radionachrichten mit 46 Prozent (gegenüber 52 Prozent im Jahr 2014), dann 24h-TV-Nachrichtensender. An vierter Stelle stehen die sozialen Netzwerke, die sich von 23 auf 31 Prozent steigerten. Hier werden Nachrichten meist nicht gesucht, sie begegnen den Nutzern als Folge algorithmusgetriebener Auswahlprozesse. Nutzer schätzen trotz gewisser Vorbehalte die Geschwindigkeit und die Möglichkeit des Teilens und Kommentierens. Während die Onlineausgaben von Nachrichtenmagazinen zulegten (von 21 auf 25 Prozent), verloren gedruckte Zeitungen (29, vorher 44 Prozent) und Onlineausgaben von Zeitungen (21, vorher 23 Prozent).

Gesellschaftstrends aufspüren

Printmedien unternehmen mehr Anstrengungen, um ge­sell­schaftliche Strömungen und Meinungen aufzuspüren. So hat die taz im Jahr der Bundestagswahl ein Projekt namens „meinland“ begonnen. Autorinnen und Autoren werden an 50 Stationen Halt machen, um „ins Gespräch zu kommen“. ZeitOnline startet das Projekt #D17, in der Reporter Deutschland Deutschland erklären wollen.

@mediasres

Unter dem Eindruck der amerikanischen Präsidentschaftswahl verstärkt der Deutschlandfunk seine Medienberichterstattung. Der Sender ersetzt ab 20. März sein wöchentliches Medienmagazin „Markt und Medien“ durch ein neues tägliches Format „@mediasres“. Montag bis Freitag von 15:35 bis 16 Uhr will der Deutschlandfunk informieren, erklären und einordnen. Andreas-Peter Weber, der Programmdirektor: „Angesichts der Bundes- und Landtagswahlen kommt es auf glaubhafte und verlässliche Information an, die zu einer freien Meinungsbildung beitragen“.

News und Emojis

Um junge Menschen besser mit Nachrichten zu erreichen, haben NDR und Tagesschau für das gemeinsam von ARD und ZDF betriebene Jugendangebot Funk einen Newsbot entwickelt, der zweimal täglich Chat-Nachrichten versendet. Dazu gehören animierte Bilddateien wie GIFs, kurze Videos und Emojis. Funk greift damit einen Trend auf, den unter anderem der frühere Leiter der Social Media-Redaktion der Welt, Martin Hoffmann, mit seinem Startup Resi umsetzt: Nachrichten in Gesprächsform aufzubereiten und sie an bestimmte Empfänger zu versenden.

Medienbrief 7/16

Ernst-Schneider-Preis ausgeschrieben



Autorinnen und Autoren sind zum 46. Mal zum Wettbewerb um den Ernst-Schneider-Preis der IHKs eingeladen. Bis zum 20. Januar 2017 können Redaktionen noch Beiträge einreichen. Das Preisgeld beträgt im kommenden Jahr 52.500 Euro. Ausgezeichnet werden exzellente Wirtschaftsbeiträge in Fernsehen, Hörfunk, Internet und Print. Alles Weitere: http://www.ernst-schneider-preis.de/ausschreibung-2017

Roboter, Grüne Soße, Hidden Champions

Die Beiträge der Gewinner des vergangenen Wettbewerbs sind auf unserer Website abrufbar: www.ernst-schneider-preis.de/chronik/preistraeger. Gäste der Preisverleihung in Karlsruhe erinnern sich an die beeindruckende Multimediaprojektion des Zentrums für Kunst- und Medientechnologie (ZKM). In ihr fanden sich die Themen der nominierten Wirtschaftsbeiträge: Algorithmen, Bürokratie, Grüne Soße und Hidden Champions.

Schönschlau mit „funk“

Das neue Jugendangebot von ARD und ZDF „funk“, das nur im Internet verbreitet wird, verzeichnet in seinem ersten Monat 20 Millionen Videoabrufe. Die App wurde fast hunderttausend Mal heruntergeladen. Funk ist mit 40 Angeboten gestartet, darunter sind auch Informationsangebote. Sie heißen „hochkant“, „Was mit Fabian“ und „Schönschlau“. Für Anfang Januar plant die Redaktion mit dem ZDF eine Sendung mit dem Titel „musste wissen“. Das für die jungen Nutzer ab 14 Jahren gedachte Informationsangebot orientiert sich an den Lehrplänen der Bundesländer und deckt die Fächer Mathe, Physik, Chemie, Deutsch und Geschichte ab.

Neuer Vorstand Ernst-Schneider-Preis

Peter Esser, Herausgeber der Mittelbayerischen Zeitung, Vizepräsident der IHK Regensburg und des DIHK, ist neuer Vorsitzender des Ernst-Schneider-Preis der IHKs. Er löst den früheren dpa-Geschäftsführer Dr. Walter Richtberg ab, der dieses Amt zwölf Jahre innehatte.



Peter Esser, Dr. Walter Richtberg, Christian Knull (v.l.n.r.)

Neue stellvertretende Vorsitzende ist Prof. Dr. Kristina Sinemus, geschäftsführende Gesellschafterin Genius GmbH und Präsidentin der IHK Darmstadt. Den Vorstand komplettieren Dr. Achim Dercks, stv. Hauptgeschäftsführer des DIHK, Dr. Robin Houcken, Geschäftsführer Nordpol+Hamburg, Ulf Reichardt, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln, und Christian Knull.

„Höhle der Löwen“ auch 2017

Auszeichnung mit dem Ernst-Schneider-Preis 2015: Die Redakteurinnen der „Höhle der Löwen“ mit den Investoren und der Laudatorin Susanne Biedenkopf-Kürten, ZDF (rechts).

Die Gründershow „Höhle der Löwen“ geht in die vierte Staffel. Die Wirtschaftssendung gilt als erfolgreichste Primetime-Eigenproduktion von Vox. Der Sender lädt Gründer ein, sich für die Neuauflage bei der Redaktion zu bewerben. Auf seiner Website bietet Vox mittlerweile auch Unterstützung in Sachen Selbstständigkeit. Jochen Schweizer formuliert hier Tipps in Sachen Existenzgründung und Frank Thelen erklärt in einem „Businesslexikon“ Fachbegriffe von „B2B“ über „Skalierbarkeit“ bis „Stille Beteiligung“.

Auszeichnung mit dem Ernst-Schneider-Preis 2015: Die Redakteurinnen der „Höhle der Löwen“ mit den Investoren und der Laudatorin Susanne Biedenkopf-Kürten, ZDF (rechts).

Tagespass für 1,99 Euro

Die Onlineausgabe der Süddeutschen Zeitung, Spiegel Online und viele Regionalzeitungen haben es vorgemacht, jetzt zieht auch die FAZ nach und kennzeichnet ihre kostenpflichten Artikel mit dem „FAZ Plus“-Signet. Einen Tagespass gibt es zum Preis von 1,99 Euro. Der Kauf einzelner Artikel ist nicht möglich. Thomas Lindner, Vorsitzender der Geschäftsführung der FAZ: „Qualitätsjournalismus muss auch im Netz seinen Preis haben.“

Unternehmen müssen zahlen

Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat am 7. Dezember dieses Jahres entschieden, dass die Erhebung eines Rundfunkbeitrags für Betriebsstätten und betrieblich genutzte Kraftfahrzeuge mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Die beschwerdeführenden Autovermieter Sixt und der Discounter Netto hatten bereits in den Vorinstanzen erfolglos gegen Bescheide des WDR und BR geklagt. Der Gesetzgeber, so das Gericht, dürfe davon ausgehen, dass Rundfunkprogramme in Betriebsstätten und betrieblich genutzten Kraftfahrzeugen empfangen werden und deren Inhaber hiervon in unternehmensspezifischer Weise profitieren. Das Gericht sah auch keine Bedenken bei der Höhe des gestaffelten Beitrags. Auf der obersten zehnten Stufe mit 20. 000 und mehr Beschäftigten sind 180 Rundfunkbeiträge zu entrichten. Sixt hatte geltend gemacht, jährlich rund 3,3 Millionen Euro Beitrag zu zahlen. Insgesamt stammen knapp zehn Prozent des Rundfunkbeitrags von Unternehmen, 2015 rund 760 Millionen Euro.

Mythos Twitter

Die Kommunikation politischer Themen über Twitter wird in ihren Möglichkeiten überschätzt. Etablierte Medien dominieren nach wie vor die politische Kommunikation. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie der Otto Brenner Stiftung. Mathias König und Wolfgang König, die Autoren der Untersuchung: „Letztlich zeigt sich, dass ein Hashtag in Twitter dann erfolgreich ist, wenn traditionelle Medien involviert oder relevante Kommunikatoren beteiligt sind“. Twitter-Trends seien im Übrigen nicht transparent. Trotzdem werden sie journalistisch als Nachrichtenwert wahrgenommen. Das sei problematisch, weil Twitter die Aufmerksamkeit auf Hashtags lenkt, bei denen man anzweifeln könnte, ob mehrere hundert Tweets wirklich ein ‚Trend‘ sind“, so das Forscherteam. Die Studie kommt an realen Fällen zu Ergebnissen, wie sie Miriam Meckel kürzlich mit #linkemeerheit gewann. Ohne großen Aufwand gelang es der Wirtschaftswoche-Chefredakteurin mit zwanzig Mitstreitern, diesen Nonsens-Hashtag zum Twitter-Trend zu machen.

Wirtschaft vom Campus

Um Synergien zu nutzen und Wirtschaft besser ins Programm zu bringen, lässt der WDR die beteiligten Redaktionen im Kölner Vierscheibenhaus umziehen. Ab Januar werden im neuen „Crossmedia-Campus“ die Programmgruppen Wirtschaft und Recht Fernsehen, Service und Verbraucherfragen sowie Wirtschaft Hörfunk gemeinsam auf einer Fläche arbeiten.

Medienbrief 6/16

2017-preissymbolNominierungen für Ernst-Schneider-Preis

21 besondere Wirtschaftsbeiträge sind für den Ernst-Schneider-Preis 2016 nominiert worden. Es sind im Urteil der Jurys die herausragendsten Beiträge aus Fernsehen, Hörfunk, Print und Onlinemedien. Sie vermitteln wirtschaftliche Zusammenhänge spannend, unterhaltsam und allgemein verständlich. Hier geht es zur Liste der Nominierten. Am 17. Oktober werden Mitglieder der Jurys im Karlsruher ZKM die Gewinner verkünden. Laudatoren sind:

Jan Metzger, Intendant Radio Bremen (Große Wirtschaftssendung Hörfunk),

Martin Wacker, Geschäftsführer Karlsruhe Event (Wirtschaft Online),

Ulrich Becker, Chefredakteur Südwestpresse (Förderpreis Print),

Wolfgang Krach, Chefredakteur Süddeutsche Zeitung (Wirtschaft in überregionalen Printmedien),

Werner D’Inka, Herausgeber FAZ (Innovation/
Unterhaltungssendung),

Peter Boudgoust, Intendant SWR (Kurzbeitrag Fernsehen) und

Christine Strobl, Geschäftsführerin Degeto (Große Wirtschaftssendung Fernsehen).

Viel Resonanz auf die „Höhle der Löwen“

Im dritten Jahr findet die 2015 mit dem Ernst-Schneider-Preis ausgezeichnete Gründershow „Höhle der Löwen“ noch mehr Publikum als in den Vorjahren. Die jetzige Staffel sehen zum Teil mehr als drei Millionen Zuschauer. Das entspricht einem Marktanteil von über elf Prozent. In der Zielgruppe der jüngeren Zuschauer (14- bis 49-Jährige) kletterte der Marktanteil kontinuierlich auf mittlerweile fast 20 Prozent.

ARD zeigt die neue digitale Arbeit

2016-buero„Zukunft der Arbeit“ heißt die Themenwoche der ARD in diesem Jahr. Vom Sonntag, 30. Oktober, bis Samstag, 5. November, beleuchten Sendungen im Ersten, in den dritten Programmen, im Radio und im Internet die Veränderungen, die die Digitalisierung auslöst. Der Blick richtet sich auch auf Chancen und Möglichkeiten. Auch „Tigerentenclub“, „Die Sendung mit der Maus“, „Tatort“, „Weltspiegel“ und „Anne Will“ richten ihr Programm auf das Thema „Zukunft der Arbeit“ aus. Zusätzlich gibt es Sondersendungen, zum Beispiel am Montag 31. Oktober: „Faktor Mensch – was macht Unternehmen erfolgreich?“ Seit 2006 greift die ARD-Themenwoche gesellschaftlich relevante Themen auf. Die bisherigen Themen widmeten sich dem demographischen Wandel, dem Ehrenamt, der Ernährung, der Mobilität und unter anderem der Toleranz. Die Themenwoche 2016 wird vom Hessischen Rundfunk, vom Saarländischen Rundfunk und von Radio Bremen verantwortet.

Deutschlands Funk gewinnt

Im April kommenden Jahres werden zwei Programme des Deutschlandradios umbenannt: Aus Deutschlandradio Kultur wird Deutschlandfunk Kultur, aus DRadio Wissen Deutschlandfunk Nova. Der Sender will die Programme „als Familie erkennbar“ machen, sagte Intendant Willi Steul. Das Deutschlandradio konzentriert sich damit auf die Strahlkraft des beliebten Deutschlandfunks mit seinen aktuellen Wortbeiträgen zu Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Deutschlandradio Kultur hat rund 400.000 Hörer am Tag – deutlich weniger als der in Köln ansässige Deutschlandfunk. DRadio Wissen wurde 2010 als reines Digitalprogramm gegründet. Der Sender versteht sich als junges Angebot mit einem überdurchschnittlich hohen Wortanteil. Motto: „Es ist kompliziert“. Deutschlandradio ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Das Programm ist werbefrei.

„Mehr als shake-hands“

bundesregierungPlaymobil, schwarz-rot-goldene Staubwedel, Bundesländer als Emojis: das macht neugierig. Rund 350.000 „Fans“ hat die Facebook-Seite der Bundesregierung, die seit 2015 online ist. Das sind nur etwas weniger „Fans“ als die F.A.Z. hat. Die Bundesregierung informiert auf ihrer Seite über Flüchtlingsthemen und auch über Staatsbesuche. Das Playmobil-Modell (Bild) stellt die deutsche Botschaft auf Malta dar und ist ein Versuch Aufmerksamkeit im Netz zu schaffen. Ein im Beitrag platzierter Link gibt ausführlichere Informationen. Zehn Prozent der Leser nutzen dieses Angebot und klicken auf den Link. Auf dem Social Media Day der IHKs erklärte Klaus Feldgen, Social Media Team der Bundesregierung, die Strategie seines Teams, das mehr als die üblichen shake-hands zwischen Politikern zeigen wolle. Das Social Media Team arbeitet eigenverantwortlich im Pressezentrum. Das erlaube schnelle Reaktionen der Redakteure, die mit ihrem oftmals witzigen, frischen Tonfall gute Erfahrungen machen und selbst Hasskommentaren den Wind aus den Segeln nehmen.
http://www.facebook.com/Bundesregierung

Wenig Vertrauen in Berichterstattung

Medien scheinen ein Glaubwürdigkeitsproblem zu haben. Nach einer Untersuchung von Kim Otto und Andreas Köhler von der Uni Würzburg wächst das Misstrauen gegenüber Medien vor allem bei Menschen, die jünger als 35 Jahre alt sind, die den Parteien fern stehen, sich gegen Flüchtlinge positionieren, eher am rechten Rand des politischen Spektrums beheimatet sind und ihre eigene wirtschaftliche Lage als schlecht beurteilen. Der Anteil der Menschen, die der Presse misstrauen, ist im Jahr 2015 auf 49 Prozent angestiegen (plus 4 Prozent). 37 Prozent der Menschen misstrauen dem Radio (plus 9 Prozent) und 43 Prozent dem Fernsehen (plus 6 Prozent). Die Untersuchung basiert auf Daten des Eurobarometers, einer jährlichen Bevölkerungsbefragung im Auftrag der Europäischen Kommission.
http://de.ejo-online.eu/

Neuer „Funk“ ab 1. Oktober

Informieren, orientieren und unterhalten – das will funk, das neue, junge Angebot von ARD und ZDF. Inhalte gibt es nur online – per App oder in den Sozialen Medien, dort wo junge Menschen online Inhalte konsumieren. Auf der Web­site heißt es: „Unsere Formate wie ‚Kliemannsland‘ und ‚Y-Kollektiv‘ findet ihr direkt auf YouTube, Face­book, Snapchat und Instagram und auf funk.net.“ Funk will Hintergründe zum Tagesgeschehen liefern. Die werbefreie Plattform startet am 1. Oktober mit über 40 Online-Formaten. Zielgruppe sind die 14- bis 29-Jährigen, die bislang relativ wenig öffentlich-rechtliches Fernsehen schauen. Die 30-köpfige Redaktion um Sophie Burkhardt und Florian Hager sitzt in Mainz.

Medienbrief 5/16

Lichtkunst aus Karlsruhe

Schloss Karlsruhe LichterspieleDie Schlosslichtspiele (Bild) sind ein Publikumsmagnet dieses Sommers in Karlsruhe. Bei der Projektion kommt Mapping-Technologie zum Einsatz. Dabei legen sich exakt zugeordnete Bilder wie eine Hülle über die Oberflächenstruktur eines Gebäudes und vermitteln dem Betrachter das Gefühl einer neu erschaffenen Wirklichkeit. Kuratiert werden die Schlosslichtspiele vom Zentrum für Kunst- und Medientechnologie (ZKM). Im ZKM selbst findet am 17. Oktober die Verleihung des Ernst-Schneider-Preis statt. Die Künstler des Zentrums konzipieren für die Verleihungsfeier eine spektakuläre Multimedia-Lichtprojektion, die neue Entwicklungen aus der Technologieregion Karlsruhe nutzt.

Berichten, hinterfragen, diskutieren

Seit Ende August ergänzt das Hauptstadtstudio der ARD seine Berichterstattung um eine multimediale Plattform. Auf http://blog.ard-hauptstadtstudio.de treten die Berliner Fernseh- und Hörfunkkorrespondenten mit Internetnutzern in Dialog. Studioleiterin Tina Hassel will im direkten Austausch mit dem Publikum eigene Schwerpunkte setzen und die politische Hintergrundberichterstattung verstärken.

Bremen macht NEXT

Mitte August startete ein crossmediales Angebot von Radio Bremen für junge Menschen. Bremen NEXT wendet sich an Bremerinnen und Bremer im Alter zwischen 15 und 25 Jahren. Der Sender will Spaß und Sinnsuche anbieten. „Mit NEXT geht Radio Bremen auf die junge Zielgruppe und deren veränderte Mediennutzungsgewohnheiten zu“, sagte Radio Bremen-Intendant Jan Metzger und kündigte Aktivitäten auf Facebook, Youtube, Instagram und Snapchat an. Das Programm wird auf UKW zu hören sein. Bremen NEXT will auch ein Programm für Migrantinnen und Migranten sein, denn ein Drittel der 14- bis 25-Jährigen haben im Bundesland Bremen Migrationshintergrund. Der Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) hat das neue Programm als eine Expansion zulasten privater Radioangebote kritisiert. www.facebook.com/bremennext

Entscheidungen in Karlsruhe

Printjury 2016 v.l.n.r. FAZ-Herausgeber Werner D'Inka, HGF Andreas Richter, SZ-Chefredakteur Wolfgang Krach, Chefredakteur Südwestpresse Ulrich Becker, IHK Vizepräsident Burkhard Freyberg
Printjury 2016 v.l.n.r. FAZ-Herausgeber Werner D’Inka, HGF Andreas Richter, SZ-Chefredakteur Wolfgang Krach, Chefredakteur Südwestpresse Ulrich Becker, IHK Vizepräsident Burkhard Freyberg

In diesem Sommer treten die Schlussjurys des Ernst-Schneider-Preises in Karlsruhe zusammen. Das Bild zeigt die Jury, die am meisten lesen musste und die Entscheidungen über die Preise in der Kategorie Print traf: (von links nach rechts) Werner D’Inka, Herausgeber F.A.Z., Andreas Richter, Hauptgeschäftsführer IHK Stuttgart, Wolfgang Krach, Chefredakteur Süddeutsche Zeitung, Ulrich Becker, Chefredakteur Südwestpresse, Burkhard Freyberg, Vizepräsident IHK Karlsruhe.

„One“ aus Köln

Der ARD-Sender EinsFestival heißt ab 3. September „One“. Der Sender will ein attraktives Fernsehprogramm für junge Erwachsene machen. Verantwortlich ist der WDR. Im Programm werden zum Beispiel internationale Serien zu finden sein, die eher Jüngere interessieren, die „Tonight Show Starring Jimmy Fallon“, das Gossip-Magazin „Shuffle“, Übertragungen von Musikfestivals und Sport-Highlights. Mit dem Fokus auf Zuschauer zwischen 30 und 49 Jahren ist „One“ in der ARD Kooperationspartner des künftigen „Jungen Angebots“ von ARD und ZDF, das im Oktober startet und für die 14- bis 29-Jährige gedacht ist. Das „Junge Angebot“ wird als reines Internetprogramm nur im Netz zu sehen sein.

Algorithmen-Watch gegründet

2016 Daten2Die in Kaiserslautern tätige Hochschullehrerin Katharina Zweig hat im Mai 2016 mit den Journalisten Matthias Spielkamp und Lorenz Matzat sowie der Internet-Governance-Expertin Lorena Jaume-Palasí die Initiative Algorithmen-Watch gegründet. Sie will mehr Transparenz und demokratische Kontrolle bei Prozessen algorithmischer Entscheidungsfindung erreichen. Algorithmen bieten nach Auffassung der Informatikprofessorin sowohl enorme Chancen als auch Gefahren: „Wir müssen entscheiden, wie viel unserer Freiheit wir übertragen wollen.“ http://algorithmwatch.org/

Bild mit Finanzportal



Seit kurzem bündelt Bild Finanzthemen in dem neuen Portal „Mein Geld“. Leser können sich in Rubriken wie „Eigenheim und Miete“, „Gehalt und Steuern“ oder „Leben und Sparen“ informieren. Hinter der Idee steht Nikolaus Blome: „Wir wollen unseren Lesern die oftmals komplex und kompliziert erscheinenden Finanzthemen präzise, pointiert und leicht verständlich aufbereiten.“ http://www.bild.de/geld/mein-geld/mein-geld/mein-geld-46332734.bild.html

Wirtschaftsnachrichten aus Hamburg

2016 Hamburg WirtschaftsnewsErstmals mehr als eine Million Page Impressions hat das Wirtschaftsnachrichtenportal http://www.hamburg-news.hamburg/de/. Die „Hamburg News“ starteten im Juli 2014. Ein Redaktionsteam erstellt auf Deutsch und Englisch Berichte rund um den Wirtschaftsstandort Hamburg. Partner sind die Hansestadt, die Wirtschaftsförderung und auch die Handelskammer Hamburg.

Mehr Digital-Abos verkauft

Viele Tageszeitungen mussten nach den IVW-Zahlen für das zweite Quartal 2016 erneut Auflagenverluste hinnehmen. Besser sah es beim Handelsblatt aus. Hier stiegen die Verkaufszahlen um zwei Prozent auf 126.000 Exemplare. Der Zuwachs speist sich aus Digital-Abos. Die Düsseldorfer konnten die digitalen Verkäufe um 11.000 auf jetzt 37.000 steigern. Das kleine Auflagenplus der ZEIT (plus 0,2 Prozent) auf jetzt 505.000 verkaufte Exemplare liegt, wie Meedia ermittelte, ebenfalls an einem Zuwachs im digitalen Verkauf (plus 13.000 Exemplare).

Lange Nächte

Drei Stunden Radio – und das in der Nacht: Die „Lange Nacht“ ist ein Unikat in der deutschsprachigen Radiolandschaft. Am 3./4. September heißt es „Das Flüstern der Dinge – über die total vernetzte Welt“ (Deutschlandradio Kultur 0:00 bis 3:00 Uhr, Deutschlandfunk am Folgetag 23:00 bis 2:00 Uhr.

 

 

Medienbrief 4/16

Shortlist 2016 online

2916 Preissymbol LupeElf Vorauswahlkommissionen haben im Frühjahr aus 1.200 Einreichungen zum Ernst-­Schneider-Preis die besten Wirtschaftsbei­trä­ge aus­ge­wählt. Hier finden Sie die Shortlist. Die Nominierungen zum Ernst-Schneider-Preis 2016 nehmen die Schlussjurys bis zum 21. September vor. Die Preise werden am 17. Oktober im Karlsruher ZKM, dem Zentrum für Kunst und Medien, verliehen.



Weniger Zeit für Wirtschaft

Interview158 Journalistinnen und Journalisten äußerten sich in einer Umfrage des Ernst-Schneider-Preises zur Lage des Wirtschafts­jour­na­lismus. Die personelle Besetzung ihrer Redaktion halten zwei von drei Befragten für nicht mehr ausreichend. Dadurch fehle Zeit für Recherche. Hier eine Auswahl der vielen Kommentare zur Qualität der Berichterstattung:

Es geht häufig nur darum, Krisen hochzuschreiben, aber weniger um Kontext und Einordnung.

Durch den Sparkurs in vielen Redaktionen fehlen Expertise, Fachwissen und Kontakte. Themen werden häufig erst dann gesetzt, wenn sie aktuell sind, Analysen und langfristige Einschätzungen finden immer weniger statt.

Ich sehe viele, teilweise unseriöse Verbrauchertests.

Im öffentlich-rechtlichen TV wird es zunehmend schwieriger, Zeit für die Recherche von Wirtschaftsthemen honoriert zu bekommen.



Seit der Finanzkrise macht sich eine kapitalismuskritische Sicht und eine Staatsgläubigkeit breit.

Es wird nicht über Deutschland hinausgedacht; Debatten, die andernorts geführt werden, werden hierzulande nicht wahrgenommen.



Im Vergleich zum angelsächsischen Raum neigen wir immer noch dazu komplexe Themen eher „akademisch“ anzugehen – mehr Mut zu Emotionen und ein stärkerer Alltagsbezug würde vielen vermeintlich „trockenen“ Themen gut tun.

Berichterstattung wird seit Jahren immer werbe- und pr-trächtiger

Kenntnisse werden weniger und Ideologie vernebelt den Rest.

Skandalisierung und Personalisierung, Be­die­nung (eigener und beim Leser vermuteter) vorgefasster Mei­nun­gen treten an die Stelle des kritischen Diskurses…. Starke Polarisierung, z.B.: Familienunternehmen sind gut, Konzerne schlecht. … Das Weltbild ist wichtiger als die Realität mit ihren interessanten, aber recherchebedürftigen Facetten.

Der neoliberale Mainstream aus den 90er-Jahren hält sich in den Wirtschaftsredaktionen hartnäckig und ignoriert die Wende in der Wissenschaft. Die meisten Wirtschaftsjournalisten hängen am Mund der Unternehmer und ihrer Verbände.

Das Internet hat die Qualität negativ beeinflusst, zu viele Schnellschüsse.

Abgesehen von einschlägigen Tageszeitungen wie dem Handelsblatt und auch der F.A.Z. gibt es wenig mediale Ecken, in denen täglich fundiert über Wirtschaftsthemen berichtet wird. Man erkennt die ausgeprägte Mediatisierung einzelner „Skandalthemen“ zu Lasten der Wirtschaftsberichterstattung.



Europameister Rumänien

In Europa schauen die Menschen unterschiedlich lange fern. Spitzenreiter sind die Rumänen mit täglich 340 Minuten, gefolgt von den Serben und Portugiesen (jeweils rund 300 Minuten). Deutschland rangiert mit 221 Minuten im Mittelfeld. Fast schon abstinent wirken dagegen die (deutschsprachigen) Schweizer mit 128 Minuten pro Tag.

Erkenntnisgewinn mit Gürne

Seit Mai hat der ARD-Wirtschaftsexperte Markus Gürne eine Sendung auf Phoenix. Der Leiter der ARD-Börsenredaktion moderiert das „Wirtschaftsforum“ aus der Frankfurter Börse sonntags um 13 Uhr. Bei kress.de sagte Gürne, die Zuschauerinnen und Zuschauern dürften auf Erkenntnisgewinn hoffen. Das „Wirtschaftsforum“ ist auch im Phoenix-Youtube-Kanal abrufbar.

Jeden Tag drei Stunden Radio

Drei von vier Personen schalten täglich das Radio ein und hören jeden Tag 173 Minuten, ermittelte eine Studien von ARD und ZDF. Mehr Zeit verbringen die Menschen nur vor dem Fernseher. Bei den Jüngeren ist die Hördauer auf 137 Minuten gesunken. Am Zeitbudget frisst das Internet, das im Durchschnitt täglich 107 Minuten genutzt wird.



Die Politiker und die Wahrheit



2016 Faktenzoom

Die Kölner Journalistenschule für Politik und Wirtschaft hat untersucht, ob die Aussagen von Politikern in Talkshows stimmen. Die angehenden Journalistinnen und Journalisten prüften die Aussagen von sieben Politikern in den Talkshows „Anne Will“, „Hart aber fair“, „Maybrit Illner“ und „Menschen bei Maischberger“. Der Erhebung zufolge war fast jede siebte Talkshow-Behauptung nicht zutreffend. Negativer Spitzenreiter war Frauke Petry (AfD) vor Markus Söder (CSU). Besser machte es der CDU-Politiker Armin Laschet.

Die Politik und die Unfälle



Nur fünf Prozent der Themen in der Tagesschau sind Wirtschaftsnachrichten. Bei RTL sind es drei Prozent. Am späteren Abend steigt der Wert: Bei den Tagesthemen auf acht, beim heute journal auf neun Prozent. Diese Zahlen ermittelte das Ifem Institut für 2015. Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern dominieren in den Nachrichten politische Themen, bei den Privaten Alltagsthemen, Unfälle, Katastrophen sowie Kriminalität. Beide Sendergruppen berichteten ähnlich intensiv über die Flüchtlingskrise.

Snapchat vor Twitter



2016 SnapchatNach Angaben von Bloomberg verwenden täglich 150 Millionen Nutzer Snapchat. Vor sechs Monaten waren es noch rund 110 Millionen. Snapchat hat damit Twitter überholt. Snapchat ist bei Jugendlichen populär. Es funktioniert wie ein Tagebuch, das Nutzer temporär anderen zeigen. Die Nutzer teilen Fotos auf Snapchat, die oft mit Emoticons und bunten Zeichnungen versehen sind. Andere Nutzer können diese mit ihren Fotos kommentieren. Die verbreiteten Inhalte verschwinden nach einiger Zeit wieder. Der Nutzer kann auch „Events“ anwählen, die sogenannte „snaps“, und Fotos von verschiedenen Nutzern zu einem Thema zeigen.

Nachwuchs aus Köln

Die RTL-Journalistenschule wählt ihren neunten Jahrgang aus. Von 390 Bewerbern werden 28 Bewerber genommen, die die zweijährige Ausbildung durchlaufen. Die angehenden Fernseh- und Onlinejournalisten absolvieren Praktika bei in- und ausländischen Redaktionen, mittlerweile auch bei öffentlich-rechtlichen Sendern.

Gegen den Strom



OXI heißt eine Wirtschaftszeitung, die der frühere Chefredakteur der Frankfurter Rundschau Wolfgang Storz gegründet hat. „Oxi“, Nein auf Griechisch, bezieht sich auf die Haltung der Blattmacher gegen „Mainstream und Marktradikalismus“. Themen der ersten Ausgabe lauten „Arme denken nicht an morgen“ oder „Die wollen nicht wachsen. Spinnen die?“