Medienbrief 1/17

Spannende Gründergeschichten

Die Rekordzahl von fast 1.300 Beiträgen, die zum Ernst-Schneider-Preis eingereicht wurden, belegen die Bedeutung, die Wirtschaftsthemen für die Gesellschaft haben. Hier eine Auswahl: Robotertechnik, Cyberangriffe, Dieselaffäre, Elektromobilität, chinesische Fir­men­käufe, Biolebensmittel, Zukunft der Braunkohle, Onlinehandel, Milchpreis und die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Zahlreiche Firmenportraits von Mittelständlern sind im Wettbewerb, dazu viele spannender Gründergeschichten. Über die Preise des 46. Wettbewerbs entscheiden unter anderem die Chefredakteure von dpa, Neue Osnabrücker Zeitung, Mitteldeutscher Zeitung, RTL, rbb, Zeit Online, funk und Upday sowie der Programmdirektor des Deutschlandfunks und die Hörfunkdirektorin des WDR. Die Preisverleihung findet am 10. Oktober in Berlin statt.



Gefälschte Nachrichten 1

Facebook hat das Recherchebüro Correctiv beauftragt gegen sogenannte Fake News vorzugehen. Die Redaktion will auf dem Portal Falschmeldungen richtigstellen und gefälschte Nachrichten mit Warnhinweisen versehen. Facebook steht in der Kritik, weil sich auf der Plattform gefälschte Nachrichten und Diffamierungen verbreiten. Correctiv ist ein Recherchebüro, das 2014 gegründet wurde und sich vor allem aus Geldern der Essener Brost-Stiftung finanziert, die durch den Aufbau der WAZ-Mediengruppe bekannt wurde.

Gefälschte Nachrichten 2

Auf Vorurteile und Unterstellungen reagiert die ZEIT mit der neuen Serie „Fakt oder Fake“. Die Artikel vermitteln überraschende Erkenntnisse – zum Beispiel zur Frage, ob Griechenland durch Schulden ruiniert wird oder ob Deutschlands Exportüberschuss andere Länder schädigt.

Gefälschte Nachrichten 3

Ende letzten Jahres hat Zeit Online das „Glashaus“ gegründet, einen Ort, an dem die Debatten über die Redaktionsarbeit nach außen getragen werden können, wo begründet wird, warum ein Thema ein Thema war oder auch nicht – und welche Fehler den Autoren unterlaufen sind. Chefredakteur Jochen Wegener sieht mit der zunehmenden Kritik an der Arbeit von Journalisten einen Bedarf für ein solches Transparenz-Blog.

Vorgaben der Politik vermutet

Im Auftrag des WDR hat Infratest Dimap im Dezember 1.000 Menschen befragt, für wie glaubwürdig sie die Medien halten. Die Antworten sind ernüchternd: Die höchste Verlässlichkeit attestieren die Befragten dem öffentlich-rechtlichem Radio (74 Prozent), vor dem öffentlichen-rechtlichen Fernsehen (72 Prozent) und den Tageszeitungen (65 Prozent). Nur acht Prozent der Befragten schenken Sozialen Medien wie Facebook oder Twitter Glauben. Wie bei der Vergleichsumfrage im Jahr 2015 glauben viele an einen starken Einfluss der Politik auf die Berichterstattung in Deutschland: 42 Prozent sind der Auffassung, dass den Medien von Staat und Regierung vorgegeben wird, worüber sie berichten sollen.

Mehr Upday

Axel Springer will seinen mobilen Nachrichtendienst Upday in diesem Jahr erheblich ausweiten. Bisher ist der exklusiv auf Samsung-Handys installierte Dienst in vier Ländern erhältlich, 2017 werden zwölf weitere europäische Länder folgen. Die Redaktion soll von 25 auf 50 Leute verdoppelt werden, schreibt die Financial Times. Neue Redaktionsstandorte sind in Mailand, Madrid, Amsterdam und Stockholm geplant. Updays Chef Jan-Eric Peters will 20 Millionen Nutzer erreichen. Damit würde Upday die News-App der BBC überholen.

Nachrichtenquelle Soziale Netzwerke

Die Deutschen verändern ihr Informationsverhalten. Dabei verschiebt sich die Bedeutung der Nachrichtenquellen. Nach einer repräsentativen Studie des Reuters Institute (Media Perspektiven 11/16) sind die Fernsehnachrichten am wichtigsten. Die Fernsehnachrichten verloren jedoch innerhalb von zwei Jahren deutlich an Bedeutung, 72 Prozent nutzen sie (statt 84 Prozent im Jahr 2014). Dahinter rangieren Radionachrichten mit 46 Prozent (gegenüber 52 Prozent im Jahr 2014), dann 24h-TV-Nachrichtensender. An vierter Stelle stehen die sozialen Netzwerke, die sich von 23 auf 31 Prozent steigerten. Hier werden Nachrichten meist nicht gesucht, sie begegnen den Nutzern als Folge algorithmusgetriebener Auswahlprozesse. Nutzer schätzen trotz gewisser Vorbehalte die Geschwindigkeit und die Möglichkeit des Teilens und Kommentierens. Während die Onlineausgaben von Nachrichtenmagazinen zulegten (von 21 auf 25 Prozent), verloren gedruckte Zeitungen (29, vorher 44 Prozent) und Onlineausgaben von Zeitungen (21, vorher 23 Prozent).

Gesellschaftstrends aufspüren

Printmedien unternehmen mehr Anstrengungen, um ge­sell­schaftliche Strömungen und Meinungen aufzuspüren. So hat die taz im Jahr der Bundestagswahl ein Projekt namens „meinland“ begonnen. Autorinnen und Autoren werden an 50 Stationen Halt machen, um „ins Gespräch zu kommen“. ZeitOnline startet das Projekt #D17, in der Reporter Deutschland Deutschland erklären wollen.

@mediasres

Unter dem Eindruck der amerikanischen Präsidentschaftswahl verstärkt der Deutschlandfunk seine Medienberichterstattung. Der Sender ersetzt ab 20. März sein wöchentliches Medienmagazin „Markt und Medien“ durch ein neues tägliches Format „@mediasres“. Montag bis Freitag von 15:35 bis 16 Uhr will der Deutschlandfunk informieren, erklären und einordnen. Andreas-Peter Weber, der Programmdirektor: „Angesichts der Bundes- und Landtagswahlen kommt es auf glaubhafte und verlässliche Information an, die zu einer freien Meinungsbildung beitragen“.

News und Emojis

Um junge Menschen besser mit Nachrichten zu erreichen, haben NDR und Tagesschau für das gemeinsam von ARD und ZDF betriebene Jugendangebot Funk einen Newsbot entwickelt, der zweimal täglich Chat-Nachrichten versendet. Dazu gehören animierte Bilddateien wie GIFs, kurze Videos und Emojis. Funk greift damit einen Trend auf, den unter anderem der frühere Leiter der Social Media-Redaktion der Welt, Martin Hoffmann, mit seinem Startup Resi umsetzt: Nachrichten in Gesprächsform aufzubereiten und sie an bestimmte Empfänger zu versenden.