Medienbrief 1/15

Große Resonanz auf Ernst-Schneider-Preis

2015 Beteiligung Archiv 02Die Macht der Algorithmen, Frauen in Führungspositionen, Integration von Flüchtlingen, kaputte Straßen und Brücken, Steuermoral, Freihandelsabkommen, Abneigung gegen Massentierhaltung, Geschäfte mit Russland, Share Economy, Energiewende, Fairtrade, Gesundheitswirtschaft – mehr als tausend Beiträge sind zum Ernst-Schneider-Preis 2015 eingereicht worden. Zehn Jurys werden im Frühjahr Vorauswahlen treffen. Für die Schlussjurys haben bereits zugesagt: Joachim Knuth, Hörfunkdirektor NDR, Birgit Wentzien, Chefredakteurin Deutschlandfunk, Juliane Leopold, Chefredakteurin BuzzFeed Deutschland, Philipp Jessen, Chefredakteur Online Stern, Burghard Schnödewind, Leiter ARD.de, Rainer Esser, Geschäftsführer Zeit, Lars Haider, Chefredakteur Hamburger Abendblatt und der Präses der Handelskammer Fritz Horst Melsheimer. Die Preisverleihung 2015 richtet die Handelskammer Hamburg im Rahmen ihres 350jährigen Jubiläums am 20. Oktober aus. Jörg Thadeusz moderiert den Abend.

Freie Wahl des Arbeitsplatzes

Das Handelsblatt will eine „multimediale Reporter-Zeitung“ werden. Nach den Vorstellungen von Herausgeber Gabor Steingart können Redakteure künftig selbst entscheiden, wo und wie sie ihre Arbeit erledigen. Das neue Redaktionskonzept soll die Rituale des „im überkommenen Industriezeitalter verwurzelten Modells von der allmächtigen Redaktionszentrale“ ablösen. Nach Willen von Steingart soll die neue Struktur es ermöglichen, dass die Redakteure deutlich häufiger „rausgehen und mit lebenden Menschen reden”.

Neue Website, Facebook, Twitter

Der Ernst-Schneider-Preis hat eine neue Website, die bis zu 800 Besucher am Tag anzieht. Seit kurzem ist der Preis auch auf Facebook sowie Google Plus aktiv und twittert. Knapp hundert Follower haben die Social Media Auftritte erreicht:

Reichweitenstarkes Radio

Radio nutzen mehr Menschen als das Internet und das Fernsehen; für die meisten ist es Stimmungsbegleiter. Aber auch die informationsbasierten Programme wie NDR info, B5 aktuell und MDR info haben einen hohen Zuspruch. Aktuell verweilen die Hörer hier 84 Minuten pro Tag (Media Perspektiven 10/2014). Die Gründe der Programmbindung liegen in den verlässlichen Informationen, der Einordnung und Kommentierung des Tagesgeschehens.

Aus für Wall Street Journal Deutschland

Nach zwei Jahren war Schluss. Rupert Murdoch stellte Ende 2014 das „Wall Street Journal Deutschland“ ein. Die digitale Zeitung kam zuletzt auf 900.000 Visits pro Monat, Konkurrent Handelsblatt verzeichnete 19 Millionen Besuche. Im Januar 2012 war die Redaktion mit dem Ziel angetreten, zum führenden Anbieter von internationalen Finanz- und Wirtschaftsnachrichten zu werden.

Neue Gründershow

Die erfolgreiche Gründerserie „Höhle der Löwen“ (Vox) findet Nachahmer. Kabel 1 will am 31. März eine Startup-Show im Gastro-Bereich ausstrahlen. In „Gutes Essen zahlt sich aus“ stellen Gründer ihre Restaurant-Konzepte vor. Die Gewinner sollen ihre Konzepte innerhalb von 48 Stunden mit dem Geld der Investoren realisieren.

Neues zum 50. vom WDR

Vom 24. August bis zum 4. September testet der WDR eine Reihe neuer Fernsehsendungen. Anlässlich des 50jährigen Bestehens verspricht Fernsehdirektor Jörg Schönenborn überraschende Formate. Auch etablierte Sendungen wie die Wirtschaftssendung „markt“ sind aufgerufen Neues zu wagen.

Feingeist-Magazin

denkzeitDer ehemalige „Focus“-Chefredakteur Wolfram Weimer bringt gemeinsam mit der Autorenzeitschrift Schweizer Monat das neue Magazin „Denkzeit“ heraus, das sich eigenen Angaben zufolge an die „unternehmerisch denkende Elite“ wendet. Das E-Magazin bietet „kantige Inhalte jenseits der windigen News(un)kultur“, so Chefredakteur René Scheu. In der ersten Ausgabe kommen unter anderem Peter Sloterdijk und Josef Ackermann zu Wort. Das Magazin kann kostenlos heruntergeladen werden: http://www.wirtschaftskurier.de/denkzeit

 

Rheinische Post mit Digitaler Wirtschaft

Die in Düsseldorf erscheinende Rheinische Post führt einen neuen regelmäßigen Schwerpunkt „Digitale Wirtschaft“ ein. Chefredakteur Michael Bröcker sieht in dem Thema einen wichtigen Aspekt der künftigen Wirtschaftsberichterstattung. Eine Gruppe von Redakteuren, Journalistenschülern, Grafikern und Technikern (interne Bezeichnung „Wilde 13“) entwickelt derzeit entsprechende digitale Formate.

In Zukunft gedruckt

Wie das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Wirtschaftsmagazins „Capital“ bei fast 500 Entscheidern aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung ermittelte, bevorzugen gut zwei Drittel der Befragten Informationen auf Papier. Obwohl sich viele auch im Netz über das aktuelle Geschehen informieren, ist die überwältigende Mehrheit davon überzeugt, dass die gedruckte Zeitung Zukunft hat: 80 Prozent der Entscheider erwarten, dass die Zeitung in Zukunft auch in gedruckter Form eine große Rolle spielen wird. Unter den 496 Befragten waren 70 Vorstände aus Konzernen sowie 18 Ministerpräsidenten und Minister und 22 Leiter von Bundesbehörden.

Vier Minuten online

Meedia hat anlässlich des Starts von „Krautreporter“ die Aufenthaltsdauer von Online-Lesern ermittelt. Krautreporter ist im Oktober 2014 mit längeren Reportagen gestartet. Das Online-Magazin will per Crowdfunding unabhängigen Journalismus finanzieren. Die Leser verweilen knapp sechs Minuten auf dieser Seite. Zum Vergleich: Auf Spiegel Online hält sich ein Nutzer im Durchschnitt fast fünf Minuten auf, bei Bild.de ist es etwas weniger. Bei Focus Online und Welt.de liegt die Verweildauer um die drei Minuten. Auch ein Lesemedium wie Zeit Online kommt nur auf knapp vier Minuten.

Fernseh-News auf Facebook

„The One Thing” heißt eine knapp zweiminütige Nachrichtensendung, die für Nutzer von Facebook konzipiert ist. Das Format liefert der amerikanische Sender ABC. Wer das soziale Netzwerk mobil nutzt, was die meisten der mittlerweile rund 1,3 Milliarden Nutzer machen, verfügt meist aber über geringe Bandbreiten, was das Abspielen von Videos erschwert.

Wer zahlt wie viel fürs Fernsehen?

Aus einem Gutachten des Bundesfinanzministeriums lässt sich ablesen, wie viel sich andere Länder öffentlich-rechtlichen Rundfunk kosten lassen. Die höchste Rundfunkgebühr zahlen Schweizer mit 384 Euro im Jahr (Deutschland 216 Euro). Auch Skandinavier zahlen zum Teil deutlich mehr. Am geringsten ist der Rundfunkbeitrag in Portugal mit 27 Euro im Jahr. Die in dem Gutachten analysierten 31 Länder finanzieren ihren Rundfunk entweder über Gebühren, Steuern, Werbung oder wie in den USA über Spenden.

Update zum Gutachten über die Rundfunkgebühren: Eine Mitarbeiterin des NDR informierte uns: „Das Gutachten ist nicht vom Bundesfinanzministerium, sondern vom wissenschaftlichen Beirat des Ministeriums. Dieser Beirat ist unabhängig, wählt sich selbst seine Themen und gerade in diesem Fall war das Ministerium sehr interessiert daran, nicht zu dem Papier Stellung zu nehmen.“ (18.02.2015)

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Medienbrief 4/14

So geht sächsisch
Prof. Karola Wille wird die Verleihung des Journalistenpreises der deutschen Wirtschaft am 6. Oktober eröffnen. Die Intendantin des MDR ist Hausherrin der Media City Leipzig, wo die Verleihung stattfindet. Die Feier soll auch die Stärken Sachsens zeigen. Die ausrichtenden IHKs in Chemnitz, Dresden und Leipzig haben die von Maybrit Illner moderierte Auszeichnung unter das Motto „Nicht lang reden, sondern machen. So geht sächsisch.“ gestellt. Hier geht es zur Anmeldung:
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Roboterjournalismus aus Berlin
„Ein Algorithmus kann niemals Intelligenz, Kreativität und das Sprachgefühl eines Journalisten ersetzen – aber in der Aufarbeitung von Daten in Sekundenbruchteilen ist er unschlagbar“, so Carsten Erdmann, Chefredakteur der Berliner Morgenpost. Erdmann ist Pionier. Seine Berichterstattung über die Feinstaub-Belastung in der Berliner Innenstadt wird teilweise von einem Computer geschrieben. Die Morgenpost nutzt für ihren „Feinstaub-Monitor“ ein Programm, das Messwerte aller Stationen von der Website der Berliner Senatsumweltbehörde ausliest, mit Vorjahreswerten vergleicht und automatisch visu­a­lisiert, zu finden unter morgenpost.de/feinstaub.

Das Erste macht die Meinung
Die ARD bleibt die Organisation mit dem größten Einfluss auf die Meinungsbildung in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM). Der Meinungsmarkt in Deutschland wird demnach von fünf Medienkonzernen geprägt. Die ARD hat einen Anteil von 22 Prozent am Meinungsmarkt. Es folgten Bertelsmann (RTL-Gruppe) mit 13 Prozent, Sprin­­ger mit 9 Prozent, ProSiebenSat.1 mit 8 Prozent sowie das ZDF mit 7 Prozent. Zwei Aspekte sind bemer­kenswert: Der Einfluss der großen privaten Fernsehsen­der auf die Meinungsbildung in Deutschland nimmt ab. Gleichzeitig sinkt auch die Bedeutung des Mediums Fern­sehen für die Meinungsbildung der Deutschen (- 3 Pro­zent). Zulegen konnten Tageszeitungen (+1 Prozent), Radio (+2 Prozent), Internet (+1 Prozent) und Zeit­schriften (+0,4 Prozent).

20 Minuten beim Anwalt
Die Wirtschaftszeitschrift Impulse erhöht den Preis für ihr Monatsmagazin von 7,50 Euro auf 9,90 Euro. „Qualität hat ihren Preis“, sagt Chefredakteur Nikolaus Förster. In seinem Blog hatte er Leser nach dem richtigen Preis für das Heft gefragt und die Leser hatten im Schnitt 10,60 Euro vorgeschlagen. Nicht zu viel, findet Förster: „Ein Jahr lang Teil des Impulse-Netzwerks zu sein, kostet etwa so viel wie 20 oder 30 Minuten bei einem guten Anwalt, Berater oder Coach.“

Checks, Checks, Checks
markencheckAb dem 25. August sendet die ARD um 20.15 Uhr den „Montags-Check“. Den Anfang machen vier Folgen des „Markencheck“, der in der Wirtschaftsredaktion des WDR entwickelt wurde. Der Erfolg dieser Sendung scheint bei den Programmplanern eine Check-Euphorie ausgelöst zu haben. Der „Marktcheck“ des SWR „checkt“ bereits Topmarken. In der ARD erleben die Zuschauer bald eine „große Verbraucherinitiative“ (Programmdirektor Volker Herres), die erst Marken checkt (WDR), dann Recht (SWR), anschließend Lebensmittel (NDR mit Tim Mälzer), danach Haushalt (WDR) und schließlich Gesundheit (BR). Damit aber nicht genug. 2015 dürfen sich die Zuschauer auf den „Montags-Check im Ersten“ in den Kategorien „Werbe-Check“ (SWR) und „Reise-Check“ (SR) freuen. Wem auch das nicht reicht, für den gibt es den „Geld-Check“ in der gemeinsamen Verantwortung von BR und HR – gewissermaßen einen Scheck-Check. Durch die Klonsendungen fällt im ARD-Programm am Montagabend um 20.15 Uhr der Dokusendeplatz Natur weg. 2010 strich die ARD am gleichen Tag um 21.00 Uhr bereits den Sendeplatz für Reportagen.

Sag es einfach
Der Deutschlandfunk hat seine Webseite nachrichtenleicht.de überarbeitet. Der Wochenrückblick liefert in einfacher Sprache wichtige Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport. Die Sätze dieser Nachrichten sind kürzer. Zu Schlüsselwörtern gibt es Erklärungen. Alle Meldungen kann man lesen oder hören.

.de verschwindet
Bekannte Medien wollen auch im Internet ihre Marken vereinheitlichen. So ersetzt das Stern-Logo das stern.de-Logo auf allen Kanälen. Springers Bild-Zeitung hat bereits den gleichen Schritt gemacht und auf das .de hinter Bild verzichtet.

Crossmediales in Düsseldorf
Die Rheinische Post Mediengruppe bündelt ihre Nachwuchsförderung ab Oktober 2014 in einer multimedialen Journalistenschule. Praxisstationen finden bei der „Rheinische Post“, der „Saarbrücker Zeitung“, „Lausitzer Rundschau“ und dem „Trierischen Volksfreund“ statt. Kooperationspartner der Ausbildung sind Antenne Düsseldorf, center.tv, WDR, Bild und Spiegel. Ein Schwerpunkt liegt auf digitalen Medien und „journalistischem Entwicklergeist“. Dazu gibt es Kurse in Datenjournalismus, Social Media, Blogging, Crowd Funding und interaktivem Story­telling.
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Die Welt verstehen
Seit Juni heißt der vom Bayerischen Rundfunk betriebenen Bildungskanal BR-alpha ARD-alpha. Der 1998 gegründete Sender wendet sich unter dem Claim „Die Welt verstehen“ an ein bundesweites Publikum. Im Programm: Wissens- und Kulturmagazine, darunter Sendungen mit Kultstatus wie „Space Night“ und „alpha-Centauri“ mit Harald Lesch. Wer donnerstags eine Alternative zu einem Spätfilm sucht, für den gibt es von Mitternacht bis in den frühen Morgen „Wissenschaft für Schlaf­lose“.

Digitaler Zuwachs
„Bild“ hat Erfolg mit seinen Digitalabos. Die Zeitung verkaufte im Mai 200.000 digitale Abonnements, fast 50.000 mehr als im Dezember. Auch die „Welt“ legte leicht zu. Sie kam auf 52.000 Verkäufe (plus 5.000).

Wer hört was im Internet?
internetradio

Die Arbeitsgemeinschaft Media Analyse hat im Juni Nutzerdaten für Internet-Radios bekanntgegeben. Die meistgehörten Sender sind etablierte UKW-Radios. Mit sieben Millionen monatlichen Abrufen liegt 1Live vorn, die Jugendwelle des WDR. Neben Antenne Bayern und Radio FFH finden auch Musiksender wie die 2003 in Aachen gegründete RauteMusik über 3 Millionen Hörer. Die Nutzung der Internet-Radios stieg um elf Prozent – auch dank internetfähiger Handys.

Deutsche unterschätzen Wirtschaft
Aus einer Umfrage des Ernst-Schneider-Preis vom Mai 2014: Neun von zehn Ressortleitern und Chefredakteuren glauben, dass die Bedeutung der Wirtschafts für die Entwicklung der Gesellschaft deutlich unterschätzt wird, dass also das Wohlbefinden der Deutschen, ihr Zusammenhalt und ihre Lebensperspektiven stärker von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängen als diese vermuten.